LH Hermann Schützenhöfer im Gedankenaustausch mit Gerhard Roth.

Roth und Schützenhöfer im Gedankenaustausch

LH Hermann Schützenhöfer an Gerhard Roth:
Mit der Verleihung des Bachmannpreises an Nava Ebrahimi und des Büchnerpreises an Clemens J. Setz erfuhr das literarische Schaffen in der Steiermark unlängst große Anerkennung. Warum glauben Sie, bietet unser Land hervorragende Voraussetzungen für große Literatinnen und Literaten?

Gerhard Roth:
Man kann die Qualität eines Autors nicht nur nach den Preisen bewerten, die er erhalten hat. Es gibt relativ viele Nobelpreisträger, die kaum noch jemand kennt und es gibt unvergeßliche Autoren, die den Nobelpreis nicht erhalten haben. Aber natürlich ist es ein Zeichen, wenn Autoren, noch dazu in einem relativ kleinen geographischen Raum, mit Preisen bedacht werden, wobei ich besonders Clemens J. Setz hervorheben möchte, dessen Arbeiten von seinem ersten Buch an ein Beispiel für große Originalität und Sprachkunst waren. Ich glaube, das alles hat mit Alfred Kolleritsch und den „manuskripten“ begonnen, deren Maßstäbe tatsächlich ein Gradmesser für literarische Werke waren. Durch die „manuskripte“ entstand die Möglichkeit des Vergleiches mit anderen Autoren, die bereits einen Verlag – oft genug in Deutschland – gefunden hatten. Was ich mir wünsche, wäre ein international angesehener und großer Verlag in Österreich, wie es davon einige in Deutschland gibt.

LH Hermann Schützenhöfer an Gerhard Roth:
„Kultur ist der Stachel im Fleisch der Gesellschaft“ – inwieweit sehen Sie es als eine Aufgabe von Kunst, Kultur und eben auch der Literatur, gesellschaftlichen Entwicklungen den Spiegel vorzuhalten? Welche Rolle kommt dabei dem künstlerischen Schaffen zu?

Gerhard Roth:
Man kann der Literatur keine Verpflichtung auferlegen, jeder Autor ist ein Universum für sich. Jeder Autor hat seine eigene Qualität, die aber auf irgendeine Weise auch beschränkt ist. Ich schätze besonders Kafkas: „Wir brauchen die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“

Eine Generation, die sich an alles gewöhnt hat, muss lernen, sich umzustellen, sie muss reduzieren.

Gerhard Roth an LH Schützenhöfer:
Angesichts der großen Nachfrage an Studienplätzen in der Medizin – 12.777 kamen zur Aufnahmeprüfung für das Wintersemester 21 in Österreich, nur 1740 können genommen werden – sollte man sich fragen, ob wir nicht die Universitäten vergrößern sollten.

LH Hermann Schützenhöfer:
Unsere steirischen Universitäten genießen national als auch international große Anerkennung und tragen wesentlich zum Erfolg unseres Bundeslandes bei. Unlängst ist der Medizinischen Universität Graz erstmals der Vorstoß unter die Top 200 Universitäten der Welt gelungen. Das ist ein starkes Zeichen auf internationaler Ebene für den Universitäts- und Forschungsstandort Steiermark. Es zeigt auch, dass sich die Investitionen in den Ausbau des MED Campus bereits lohnen.

Gerhard Roth an LH Schützenhöfer:
Um den Bestand der Landärzte weiterhin zu sichern, sollte man sich überlegen, den Landärzten wie seinerzeit zu einer kleinen Apotheke zu verhelfen. Ist das machbar?

LH Hermann Schützenhöfer:
Die Menschen in der Steiermark können sich auf eines der besten und qualitativ hochwertigsten Gesundheitssysteme verlassen. Eine gerechte, zeitgemäße Entlohnung der Landärztinnen und Landärzte und damit einhergehend eine insgesamt gerechte Tarifgestaltung ist wichtig und wird auch weiterhin bundesweit ein Thema sein. In diesem Kontext ist auch die Diskussion um die Hausapotheken zu verstehen. Wichtig und richtig ist alles, was Versorgung schafft.

Bilder: Senta Roth und Erwin Scheriau

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