Jetzt geht’s um wirklich alles!

Plastikentsorgung Gelbe Tonne

Wir haben noch 189 Tage Zeit, um unsere Kunststoffrecyclingsrate auf 50% anzuheben. Das Unterfangen gestaltet sich schwieriger als erwartet, wenn man bedenkt, dass Österreich gerade einmal unter 30% recycelt. Tatsächlich geht es mehr denn je um den Endverbraucher: Über 50% aller erzeugten Kunststoffe landen beim Endverbraucher. 

Der Klassiker unter den Kunststoffverpackungen ist die PET-Flasche. Sie wurde 1973 vom Chemiker Nathaniel Wyeth patentiert, den Boom löste schlussendlich die Coca-Cola 2l-Leichtflasche Ende der 1970er-Jahre aus. Seitdem war sie Bestandteil in so gut wie jedem Jugendfilm aus den USA. Als ein Zeichen des “easy livings” war ihr Siegeszug atemberaubend, bis sie an den Weltmeeren angeschwemmt oder am Wegrand vergammelt zum Feindbild vieler NGOs wurde. Die Aggression ist aber jetzt kein Zufall, denn mit 3,6 Millionen Flaschen täglichem Verbrauch allein in Österreich ist handeln angesagt. Sie zu recyceln ist technisch keine Hexerei mehr, und tatsächlich ein MUSS. 

Das Positive ist, dass der Druck der Gesellschaft wächst. So steigen beispielsweise immer mehr Molkereien auf sortenreines Plastik um, ganz ohne Aludeckel. Wenn dieses seinen Weg in die gelbe Tonne findet, funktioniert die Kreislaufwirtschaft. Aber es gibt auch den Weg zurück. Coca-Cola investiert regelmäßig am Standort Edelstal im Burgenland, in die Glasflaschenabfüllung, weil die Mehrwegflasche aus Glas immer gefragter wird.

Nur noch recyclingfähige Verpackungen 

Problematischer ist die Wiederverwertung von Verbundwerkstoffen. Einerseits sind Verbundstoffe perfekt auf den Gütertransport optimiert, siehe Wurst- und Fleischverpackungen, andererseits sehr energieaufwändig, um sie zu trennen und so recyclingfähig zu machen. „Um die Vorgaben der EU für das Recycling von Kunststoffen bis zum Jahr 2030 erfüllen zu können, müssen wir die Art und Weise ändern, in der Kunststoffe gegenwärtig hergestellt, verwendet und entsorgt werden”, hieß es im Umweltbundesamt schon vor Jahren. Im Einzelhandel gibt es für den Konsumenten kleine Hilfen: Glitzernde Kunststoffverpackungen sollten vermieden werden, da sie schwer bis überhaupt nicht zu recyceln sind. Das gilt vom Lollypop bis hin zur auffälligen Kartoffelchipstüte. Aber noch sind nicht alle Tage Abend, denn ab 2030 müssen alle Verpackungen recyclingfähig sein. Die Unternehmen werden hier jedoch nicht alleine gelassen. Auf Recycling spezialisierte Organisationen unterstützen Unternehmen ihre Verpackungen zu analysieren, die Recyclingfähigkeit von Verpackungen sowie den Einsatz von Sekundärrohstoffen zu steigern.

Die App vereinfacht das Recycling und verbessert die Mülltrennqualität.

Und, schaffen wir das?

Auch der an sich aufgeklärte, mülltrennende Österreicher konnte noch einen Zahn zulegen: “Seit letztem Jahr wird im Schnitt mehr Zeit in die Abfalltrennung investiert: Rund 13 Minuten, 2023 waren es noch 11 Minuten”, weiß die ARA zu berichten. Aber knacken wir nun wirklich die 50%-Marke? “50 % sind ein sehr ambitioniertes Recyclingziel”, so die ARA-Pressestelle, “eine aktuelle Hochrechnung zeigt, dass diese 50 % im Lizenzbereich der ARA für 2025 erreicht werden. Ob das auch für ganz Österreich gilt, wird die zusätzliche Performance der anderen Systeme zeigen.”

Okay, das klingt jetzt vorsichtig optimistisch. Wenn wir am Ende des Tages die 50% erreichen, sollte uns das nicht fahrlässig werden lassen. Nach wie vor gilt die Faustregel: Recycling ist gut, Kunststoff und Müll vermeiden ist besser. Die Jause im Papiersackerl hält ebenso frisch. Die Snacks im Kassenbereich müssen nicht sein, Obst und Gemüse lassen sich oft lose oder in mitgebrachten Netzen transportieren. Manchmal lässt sich Müll einfach nicht vermeiden, doch auch hier gilt: Die Minute Zeit zum Entsorgen nehmen. Im Zweifel gibt es Abfall-Apps. Schlussendlich ist es wie Zähneputzen. Wenn man es gewohnt ist, geht es von selbst. 

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