von Clarissa Berner
Es ist November und überraschend warm für diese Jahreszeit. Frühherbst würde dem Wetter eher entsprechen, aber die Klimaerwärmung wird auch in Österreich immer spürbarer. Irgendwann werden wir Palmen mit Weihnachtskugeln schmücken und kreischende Affen werden versuchen, unsere Geschenke zu stehlen… Spaß bei Seite! Trotz der warmen Tage kommt allmählich Weihnachtsstimmung auf. Das könnte einerseits an meiner Affinität zu dem Fest liegen, andererseits daran, dass in Supermärkten seit August Lebkuchen angeboten werden. Das muss man sich mal vorstellen: Seit August. Aufregen darf ich mich nicht – ich war eine der ersten, die sich schwitzend bei drückenden 30 Grad das winterliche Gebäck gekauft hat. Geschmeckt haben sie übrigens ausgezeichnet! Auch Graz bereitet sich auf Weihnachten vor. An jeder Ecke in der Innenstadt werden geröstete Kastanien angeboten, die ersten Weihnachtslichter beleuchten die kleinen mittelalterlichen Gässchen des Stadtzentrums und am Hauptplatz wurde der riesige Weihnachtsbaum aufgestellt. Lange wird es nicht mehr dauern, dann haben auch die Adventsmärkte, “die Festivals der 40plus-ler”, wieder geöffnet. 😉

Ein bisschen Weihnachtswahnsinn muss sein, da gehört das “40plus-ler Festival” einfach dazu!
Punsch trinken, Kekse backen und die Sonntage gemeinsam mit der Familie oder Freunden verbringen – das alles gehört zur Adventszeit. Doch was darf an Weihnachten nicht fehlen? Genau, ein Vollrausch! Nein, Spaß, Geschenke natürlich. Mit meinen mittlerweile 30 Jahren weiß ich: Je früher ich mit dem Shoppen beginne, desto weniger mühsam wird die letzte Adventswoche, doch ganz ohne Weihnachtswahnsinn geht’s trotzdem nicht. Gehört irgendwie dazu. Tatsächlich traue ich mich am 22. Dezember in die Innenstadt: Glühweinduft, volle Einkaufsstraßen, überfüllte Straßenbahnen, viele Menschen, die planlos im Weg stehen und aggressive Besoffene. Punsch tut nicht jedem gut, Glühwein auch nicht. Ich gehe in das erste Geschäft und es wird heiß, so richtig heiß! Am liebsten würde ich mir die Winterjacke von meinem verschwitzten Körper reißen und schreien. Ich überlege, bleibe ruhig und setze den Einkauf geistesabwesend fort. Ich bahne mich durch den Grazer Weihnachtsdschungel, fühle mich dabei fast wie in einem Kampf. Jeder Kunde wird zum potentiellen Gegner! Wer bekommt das letzte Teil!? Draußen wird es langsam dunkel. Ich beginne wieder an Glühwein zu denken, aber will ich mir das “40plus-ler Festival” wirklich antun? Noch nicht.
Das letzte Geschenk fehlt noch. Ein Schal für die Mama solls sein. Ich gehe in eine kleine Boutique. Die Auswahl ist überraschenderweise sehr groß. Ich werde schnell fündig, zahle, nähere mich dem Ausgang und nehme den Glühweinduft schon wieder wahr. Eigentlich will ich nur noch heim, doch auf einmal sehe ich eine Freundin – schon lange nicht mehr gesehen, hö, hö! Sie trinkt alleine einen Glühwein. Ich frage sie, was sie heute noch macht, und sie erzählt mir, dass sie Geschenke kaufen muss. Ich hole mir einen Glühwein und stelle mich glücklich zu meiner Freundin. Nach drei Tassen ziehen wir schlussendlich lachend von Shop zu Shop.
