The Spirit of Reininghaus

Q5 MIRROR – Die beiden rostbraunen Türme des Parkquartiers Q5, nördlich des weitläufigen Parks, dem Herzstück des Stadt- entwicklungsgebiets, ziehen alle Blicke auf sich.
MIRROR, ist das zweithöchste Wohngebäude der Steiermark und ein herausragendes Beispiel für Urban Mining.

Peter Reininghaus und Theresa Mautner-Markhof waren nicht nur führende Persönlichkeiten der Bierbrauer-DynastieReininghaus, sondern entwickelten im 19. Jahrhundert Reininghaus zu einem eigenen Städtchen vor Graz. Jetzt wurde Reininghaus aus dem Dornröschenschlaf geholt, der neue Stadtteil verbindet seine Geschichte mit dem urbanen Neubeginn.

Der wachgeküsste Stadtteil Rein-inghaus hat seine Geschichte nicht vergessen. Die Farbe des MIRROR am Reininghauspark ist eine Hommage an den Bierbrauvorgang. Im nördlichen Parkquartier, nahe der Eingänge, findet sich das Humi-versum, ein Kunst-am-Bau-Projekt von Nives Widauer, das sich ebenfalls mit der Bierbraugeschichte des Stadtteils auseinandersetzt.

Die Vergangenheit als Zitat, mit Blick in die Zukunft gerichtet.

Bei der Entwicklung des Stadtteils wurde großer Wert auf den Erhalt des Altbestands gelegt. Die Villa Reininghaus (heute Kindergarten), das Buchhaltungsgebäude (heute „StartUp Center“) und das Herrenhaus, das saniert und zu hochwertigen Büroflächen umgebaut wurde, sind entweder durchgängig in Betrieb gewesen oder wurden wieder in Betrieb genommen. Seit Juni 2022 ziert die Fassade des Herrenhauses ein Kunst-am-Bau-Projekt von Bernhard Wolf. Zum historischen Bestand auf dem Gelände gehören außerdem die Tennenmälzerei, im Besitz der Stadt, Sitz des Stadtteilmanagements und neues kulturelles Herz des Stadtteils, das denkmalgeschützte Malzsilo und der Brunnenpavillon inmitten des Reininghausparks. Dort wurde der alte Baumbestand bestmöglich erhalten.

Apropos klimaorientierte Stadtentwicklung: Die neu gedachte Mobilität setzt einen wichtigen Meilenstein für die Stadt Graz. Reininghaus wird zum Stadtteil der kurzen Wege: Bildung, Medizin, Freizeit und Kultur liegen in unmittelbarer Nähe. Eine hervorragende Anbindung mit Straßenbahn, Bus und die Nähe zum Hauptbahnhof erleichtern zusätzlich den Alltag. Ergänzt wird das Angebot durch großzügige Möglichkeiten für aktive Mobilität – darunter ein weit verzweigtes Fußwegenetz und rund 13 Kilometer neue Radwege.

Um die Aufenthaltsqualität in Reininghaus zu erhöhen, wurde auf sichtbare Stellplätze an der Oberfläche verzichtet. Die Reduktion des Individualverkehrs wird durch Car-Sharing-Points, tim-Knoten und pro Haushalt eine kostenlose Jahreskarte für die Grazer Öffis erleichtert.

Die Akzeptanz für die reduzierten Stellplätze ist nicht immer gegeben, vor allem da in unmittelbarer Nähe das Park+Ride System fehlt. Pläne einer innovativen Hochgarage gibt es bereits seitens des ÖAMTC, der seine Bundesland-Zentrale ebenso im neuen Stadtteils angesiedelt hat.

Denkt man an eine verkehrsberuhigte Stadt, ist der nächste Gedanke die Nachhaltigkeit.

Der verwertungsorientierte Rückbau im MIRROR wurde für den VCÖ Preis 2025 nominiert und gilt als Vorreiter nachhaltiger Stadtentwicklung. Durch konsequentes Urban Mining wurden historische Baustrukturen wie die Eiskeller nicht vollständig abgerissen, sondern rückgebaut, dokumentiert und als Sekundärrohstoffe recycelt. Frühzeitige digitale Massenerhebungen mittels BIM ermöglichen eine gezielte Rückbauplanung und stoffliche Wiederverwertung. Zudem wurden Aushubmaterialien vor Ort ökologisch und ökonomisch sinnvoll, beispielsweise für Vegetationssubstrate, eingesetzt.

Das bei Reininghaus ansässige Stahl- und Walzwerk Marienhütte produziert verschiedene Endprodukte durch das Einschmelzen von Altschrott. Dabei entsteht Abwärme, die von der Energie Graz genutzt wird. Die vorhandenen Wärmepumpen und die seit 2021 zusätzlich installierte Restwärmenutzungsanlage können jährlich bis zu 58 GWh Wärme für den neuen Stadtteil erzeugen. Dadurch werden jährlich über 15.000 Tonnen klimaschädliches CO2 eingespart. Durch die Nutzung der Prozessabwärme und den Einsatz von Naturstrom der Solar Graz fallen praktisch keine Emissionen für die Wärmeversorgung im Stadtteil an.

Reininghaus ist anders.

Der Stadtteil Reininghaus wird geprägt durch den einzigartigen Zusammenschluss von 17 Bauträgern, die gemeinsam die Marke RH Reininghausgründe entwickelten, um eine starke Identifikation mit dem Gebiet zu ermöglichen. Das Eigentümerboard pflegte jahrelang eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt Graz und dem Stadtteilmanagement. Im Jahr 2023 wurde aus dem Eigentümerboard der gemeinnützige Verein Stadtteil Graz Reininghaus. Dieser Verein vernetzt Bauträger, lokale Unternehmen wie ÖAMTC, SPAR und conspecto, soziale Einrichtungen wie LebensGroß sowie steirische Kulturinstitutionen, und investiert gemeinsam in Veranstaltungen, Kunst und Kultur.

In Zahlen gegossen.

Die Reininghausgründe umfassen ein zusammenhängendes Entwicklungsareal von 55 Hektar, das laut Rahmenplan 20 Quartiere beinhaltet, davon 16 im Kerngebiet. Nach Fertigstellung aller Vorhaben wird dieser Stadtteil 10.000 bis 12.000 Einwohner*innen beherbergen. Derzeit leben bereits 4.000 Menschen vor Ort, wobei es im erweiterten Umfeld 11.000 sind. Aktuell sind etwa 23 % geförderter Wohnbau und 77 % freifinanzierter Wohnbau geplant, der sowohl zur Miete als auch zum Kauf angeboten wird.

Bisher haben sich 114 Gewerbebetriebe nur im Kerngebiet angesiedelt. Allein in der IT-Branche sind über 500 Mitarbeiter*innen tätig (z. B. bei XiTrust). Weitere Unternehmen sind die Dienstleister Martin, Auer, comeon, Augenklinik Steiermark, Bernard, Probots, ÖAMTC und Dynatrace.

Rund 30 % der potenziellen Flächen im Stadtteilentwicklungsgebiet wurden bisher realisiert. Acht Quartiere aus dem Rahmenplan Graz-Reininghaus sind bereits fertiggestellt. Vier weitere Quartiere und der Reininghausplatz befinden sich im Bau oder werden schrittweise errichtet. Bei drei Quartieren steht der Baubeginn unmittelbar bevor.

Die Volksschule und die AHS nahmen im Schuljahr 2024/25 ihren Betrieb auf, nun werden rund 1.400 Schüler*innen unterrichtet. Ergänzend dazu gibt es fünf Standorte mit Kindergarten und Kinderkrippe. Zur Förderung der Bewegungsmöglichkeiten wurden ein Bezirkssportpark mit rund 20.000 m und der Reininghauspark mit rund 30.000 m geschaffen.

Seit 2024 ist ein Primärversorgungszentrum für Erwachsene in Betrieb. Das Primärversorgungszentrum Mini Maxi Med für Kinder, Jugendliche und Familien wurde im Juli 2025 offiziell eröffnet.


Reininghaus blickt auf eine traditionsreiche Geschichte zurück. Im Jahr 1853 erwarb das Ehepaar Johann Peter Reininghaus und Theresa Mautner-Markhof die bestehende Brauerei Königshofer am Steinfeld. Dieser Kauf umfasste das noch heute erhaltene Mauthaus sowie 45 Hektar Land. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte Reininghaus mit 700 Mitarbeitern zu den fünf größten Brauereien Österreichs. Es gab medizinische Einrichtungen, Wohnsiedlungen für die Angestellten und ein ausgeprägtes soziales Gefüge vor Ort. Heute stehen wir wieder vor einer Stadt in der Stadt. Beispielsweise leben rund 4000 Menschen in dem Stadtteil und 1400 Kinder und Jugendliche werden in der Volksschule und AHS unterrichtet.


Die Tennenmälzerei – das kulturelle Herz des Stadtteils, ein denkmalgeschützter und architektonisch höchst interessanter Ort, ist seit April 2025 in Betrieb. Bis es soweit war, musste die 1888 zu der für das Bier notwendige Malzgewinnung errichtete Mälzerei in Kleinstarbeit restauriert und als Kultur- und Kommunikationszentrum für das Reininghausareal adaptiert werden. „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“, war hier die sensible Herangehensweise. Im Obergeschoss befindet sich das Stadtteilmanagement, ein Ort für Bewohnerinnen, der von diesen kostenlos genutzt werden darf. Das Untergeschoss steht allen für Veranstaltungen/Ausstellungen zur Verfügung und kann gemietet werden. Schon vor der Eröffnung gab es im Stadtteil ein diverses kulturelles Angebot, das Besucherinnen weit über den Bezirk hinaus anzog: Darunter waren Veranstaltungen vor Ort wie Klanglicht, Diagonale, temporäre Ausstellungen in Leerständen der Steirischen Kulturinitiative, La Strada und das Stadtteilfest im Sommer 2025. All diese Aktivitäten zogen in Summer über 100.000 Besucher*innen an.

Interesse, die Tennenmälzerei für eine Veranstaltung zu mieten?
https://www.graz.at/cms/beitrag/10444666/8114508/Die_Tennenmaelzerei_in_Graz_Reininghaus.html


Zitate:

Eine Ortbeton-Anlage erzeugte aus 56 Tonnen Kalkstein aus der Bausubstanz Beton. Rund 20.000 LKW-Fahrten wurden eingespart und etwa 5.000 Tonnen CO2 vermieden. Das Projekt kombiniert ressourcenschonendes Bauen mit hochwertiger Architektur, urbaner Infrastruktur und grüner Umgebung – ein Leuchtturmprojekt im Sinne des EU-Green-Deal.

DI Birgit Leinich
Geschäftsführung Steirisches Siedlungswerk und Vorstand Verein Stadtteil Graz Reininghaus

Ein Stadtteil muss seine Vielfalt auch in den verschiedenen Wohnformen abbilden, ganz bewusst legen wir daher Wert auf leistbaren und geförderten Wohnraum. Wir bauen in erster Linie für die Menschen, die selbst vor Ort wohnen. Daher ist Reininghaus so gestaltet, dass mehr Geld in gemeinsame Freiräume und Architektur fließt, sprich in die Lebensqualität.

Mag. Alexander Daum
Geschäftsführer der ENW und Vorstand des Verein Stadtteil Reininghaus


Green Tower (Quartier 1) – Die Bepflanzung der weit ausladenden Balkone des 20-geschossigen Green Towers im Quartier 1 ahmt einen Wald nach, inklusive Bäumen. Dies bietet nicht nur einen ökologischen Mehrwert, sondern schafft auch ein Mikroklima, das maßgeblich zum Wohnkomfort der Bewohner*innen beiträgt.
https://reininghausgründe.at/baukoerper/q1-enw/

Q5 MIRROR – Die beiden rostbraunen Türme des Parkquartiers Q5, nördlich des weitläufigen Parks, dem Herzstück des Stadtentwicklungsgebiets, ziehen alle Blicke auf sich. MIRROR, von PENTAPLAN entworfen und von der ÖSW Gruppe realisiert, ist das zweithöchste Wohngebäude der Steiermark und ein herrausragendes Beispiel für Urban Mining.
https://reininghausgründe.at/baukoerper/q5-2/

Q2-Tower – Die Planung der Architektur Consult ZT GmbH sieht zwei Türme mit 75 und 63 Metern Höhe vor. Diese werden zu den höchsten Gebäuden von Graz zählen und sich harmonisch in die Skyline der übrigen Quartiere einfügen. Eine Skylounge im 20. OG mit Blick über Graz, eingerahmt von Gastronomie und Kunst, rundet das Angebot am Quartier 2 für alle Bewohnerinnen, Grazerinnen und Gäste ab.
https://reininghausgründe.at/baukoerper/q2-2/

Reininghaus Quartier 7 – Im südlichen Bereich des Grazer Entwicklungsgebiets Reininghaus entstand unter der Federführung der ENW, einem Mitglied der gemeinnützigen Wohnbaugruppe „ennstal“, ein weiteres und zugleich das größte reine Holzbau-Quartier. Dieses Projekt, das sich an die bereits fertiggestellten Holzbauten anschließt, schafft ein neues Zuhause für zahlreiche Familien und fördert das Zusammenleben unterschiedlicher Generationen und Kulturen.
https://reininghausgründe.at/baukoerper/q7/


Übersichtsplan: https://reininghausgründe.at/plan-ubersicht/


reininghausgründe.at

Fotos: © Verein Stadtteil Reininghaus/Nikola Milatovic / © PENTAPLAN / © STELLA / © pierer.net / © Wohnbaugruppe.at / © K100 / © Kanizaj/FANTASTIC PLANET by Amanda Parer / © Jakob Vinzenz Zöbl / © Peter Hutter

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