
Bis zur Erhebung zum Freihafen durch den Habsburger Kaiser Karl VI im Jahr 1719 war Triest ein weitgehend bedeutungsarmes und vergessenes Fischerdorf in einem Winkel der Donaumonarchie. Erst mit der Gründung des Hafens verwandelte sich die Stadt auch in einen wichtigen Handels- und Finanzplatz. So gesehen war Triest nie Mittelpunkt einer landwirtschaftlichen Region, sondern ein gewolltes und großteils künstlich erzeugtes urbanes Zentrum ohne namhafte Lebensmittelproduktion, wenn man vom Fischfang absieht.
Genuss trifft sich mit exzellentem Wein und ansprechenden Snacks
Mit der Folge, dass Wein hier stets weniger erzeugt als gehandelt wurde. Zwar wurde am Karst-Hochplateau hinter der Stadt schon immer Weinbau betrieben, allerdings bis in die 1980er nicht in kommerziell bedeutender Menge, sondern viel mehr ausschließlich für den Eigenverbrauch beziehungsweise zur Versorgung der eigenen Osmiza, also des Buschenschanks, den viele der slowenisch-sprachigen Nebenerwerbsbauern einige Tage im Jahr betrieben.
Heute allerdings gibt es rund um die Stadt ganz exzellente Weine, darunter außer jenen vom Karst-Plateau auch solche aus dem Hügelgebiet Collio im Friaul, aus der Brda, aus dem Vipava-Tal in Slowenien, oder aus dem italienischen, slowenischen und dem kroatischen Teil Istriens. Viele davon sind in den Triester Weinbars zu verkosten. Hier einige der besten Adressen.
Gran Malabar
Piazza San Giovanni, 6, 34122 Triest, +39 040 636226
Vermutlich die berühmteste unter den Weinbars der Stadt, was nicht zuletzt an den Kriminalromanen Veit Heinichens liegt. Dessen Romanheld, Kommissar Proteo Laurenti, kehrt hier nämlich genauso gerne ein wie im richtigen Leben der Autor selbst. Die Auswahl an italienischen und ausländischen Weinen ist interessant, das Aufkommen an Deutschsprachigen groß, Tische gibt es ausschließlich auf der Terrasse vor dem Lokal.
Mimi e Cocotte
mimiecocotte.com
Genau genommen keine Weinbar, sondern ein unkompliziertes Restaurant mit sehr gutem Essen. Man kann aber auch nur auf ein Glas Wein vorbeischauen (und einen Snack bestellen), was, angesichts der gewaltigen Auswahl an Natur- und Orange-Weinen, vorwiegend aus ganz Italien und Slowenien, auch durchaus Sinn hat.
La bottiglia volante
facebook.com/labottigliavolante
Unweit des Canale Grande und im Schatten der Kirche Sant’Antonio Taumaturgo liegt diese freundliche Weinbar, die von einem engagierten jungen Paar betrieben wird und eine große Auswahl an Naturweinen aus Italien und anderen Ländern sowie ausgesuchte Snacks anbietet.
Pagna
facebook.com/PagnaPanificioArtigianale
Noch recht neue und sehr hippe Bäckerei mit Sauerteig-Brot, exzellentem Kaffee, jungem Team sowie Weinen von einigen der angesagtesten sogenannten Natur-Winzern, unter anderem aus Italien, Slowenien, Österreich und Frankreich. Dazu Prosciutto, Käse, Focaccia sowie ein netter Schanigarten unter Arkaden in einer belebten Fußgängerzone.
Mood
moodtrieste.it
Beliebte Weinbar in einer engen Gasse des ehemaligen Triester Ghettos, einem heutigen Ausgehviertel hinter dem Rathaus, mit freundlichem, jungem Personal, guter Weinauswahl, teilweise exotischer Küche und einigen Tischen vorm Lokal.
Giovinoto
giovinoto.it
Gutsortierte Weinbar mit sowohl konventionellen als auch naturbelassenen Weinen, mehrheitlich aus Friaul und Restitalien in einer Gasse des Theresianischen Viertels. Dazu herzlicher Empfang, kompetente Beratung sowie ansprechende Snacks und einige warme Gerichte, beides aus exzellenten und vorwiegend lokalen Zutaten.
Enoteca Bischoff
bischoff.it
Ehrwürdige und alteingesessene Weinhandlung (Gründungsjahr 1777) in zentraler Lage mit gediegener Einrichtung und Auswahl, kompetenter Beratung und Weinen von namhaften Erzeugern.
Eataly Enoteca
eataly.net/it_it/negozi/trieste/news/enoteca-trieste
Im Untergeschoss des gehobenen Supermarkts untergebrachte und äußerst gutsortierte Weinhandlung mit vielen Weinen aus der Region und aus Slowenien, aber auch von anderswo. Dazu immer wieder Verkostungen und sonstige Veranstaltungen rund um das Thema Wein.
Text: Georges Desrues