Karriere, Kind und der Faktor Zeit.

Michael und Claudia Schenk-Hauschka

Studium, Traumjob, reisen und die Jugend auskosten – manche Lebensziele lassen die Familienplanung immer weiter nach hinten rücken. Doch was, wenn man sich endlich bereit fühlt für ein Kind und es dann mit dem Schwangerwerden nicht klappen will?

„In unserer heutigen Gesellschaft ist 40 das neue 30“, weiß Kinderwunsch-Experte Dr. Michael Schenk. Im Kinderwunsch Institut in Dobl, in der Steiermark, behandelt er Paare, die diese Situation nur zu gut kennen. Denn die klassischen Rollenbilder, von der Frau am Herd und dem Mann im Job, sind längst veraltet. Eine Vielzahl der Frauen von heute ergreifen die Chance die Karriereleiter hochzuklettern und sich berufliche Träume zu erfüllen, bevor Sie an das Kinderkriegen denken. „Zudem sind sie körperlich fitter und mental länger jung geblieben, als die Generationen vor ihnen. Das Problem daran ist, dass die biologische Uhr nicht im Takt dieses Gesellschaftswandels tickt“, so Dr. Schenk.

Die Genetik der Eizellen

Frauen kommen mit etwa zwei Millionen Eizellen zur Welt, doch im Laufe des Lebens verringert sich diese Zahl erheblich. So ist die Fruchtbarkeit einer Frau in den frühen 20ern am höchsten. Mit 30 sind nur noch etwa 50 % der Eizellen genetisch fit und mit 40 sind es nur noch 10 %. „Paare sollten auch berücksichtigen, dass die Anzahl der befruchtungsfähigen Eizellen ab 32 Jahren immer schneller abnimmt, und, dass Schwangerschaften im Hohen Alter als risikoreicher gelten. Auch Samenzellen bleiben nicht ewig jung. Diese weisen mit fortschreitendem Alter immer häufiger DNA-Mutationen auf und vererben dadurch mehr Auffälligkeiten mit“, erklärt der Kinderwunsch-Experte.

Eine Frage der Ethik

Die Sache mit dem Kinderkriegen und dem Faktor Zeit ist jedoch nicht nur eine Frage der körperlichen Möglichkeiten. Man trägt eine gewisse Verantwortung dem Kind gegenüber. Ethiker sagen, Frauen sollten zumindest in der Lage sein, das Kind gut durch die Pubertät zu bringen. Wenn man also bedenkt, dass die bei Mädchen gut 20, bei Burschen auch 30 Jahre dauern kann, dann geht sich das bei einer Schwangerschaft mit 50 und einer geschätzten Lebenszeit von 85 Jahren nur noch knapp aus. „Es hat durchaus einen berechtigten Grund, dass eine Eizellspende in Österreich nur bis zu 45 Jahren erlaubt ist“, ergänzt Dr. Schenk.

Initiative 32

Das Alter ist somit wohl einer der größten Einflussfaktoren, wenn es um den unerfüllten Kinderwunsch geht. Vielen ist das nicht bewusst, weil
Hollywood-Sternchen im Fernsehen stolz vom späten Mutterglück berichten. Dass in den meisten Fällen eine Eizellspende notwendig war, um eine Schwangerschaft mit 40 oder gar 50 plus zu ermöglichen, wird leider oft verschwiegen, gibt Dr. Schenk zu bedenken. „Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Fakt ist jedoch, dass Frauen mit 32 Jahren eine doppelt so hohe Chance haben schwanger zu werden, als Frauen mit 37“, betont Claudia Schenk-Hauschka, Mitgründerin des Kinderwunsch Instituts. Sie ergänzt: „Uns ist es ein besonderes Anliegen dafür mehr Bewusstsein zu schaffen, denn der Großteil der Paare hegt schon seit ungefähr fünf Jahren einen Kinderwunsch, ehe sie sich an uns wenden. Mit der ‚Initiative 32‘ rufen wir Paare mit Kinderwunsch dazu auf, sich frühzeitig Hilfe zu suchen.“

Fragen Sie FertiBot

Je früher man sich an den Experten wendet, desto größer sind die Chancen, den Traum vom Wunschkind wahr werden zu lassen. Aus eigener Erfahrung wissen Claudia Schenk-Hauschka und Dr. Michael Schenk, dass dieser erste Schritt kein leichter ist. „Wenn es mit dem Schwangerwerden einfach nicht klappen will, lässt man sich von Zweifel und Sorgen, man könnte selbst der Grund dafür sein, hemmen. Genau für solche Fälle, wurde unser ‚FertiBot‘ entwickelt. Den digitalen Fruchtbarkeitstest kann man ganz einfach über den Facebook-Messenger machen – völlig anonym und datenschutzkonform“, erzählt Claudia Schenk-Hauschka. Schon nach der Beantwortung weniger Fragen gibt der Fruchtbarkeitstest erste Auskunft zum Status quo. So kann man selbst schon einmal einschätzen, ob bald ein Termin im Kinderwunsch Institut notwendig ist.

Text: Julia Strempfl

Bild:© Luef Light

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