Am Beispiel Holding Graz

Die wirtschaftliche Bedeutung von Kunst & Kultur

Auch wenn oft behauptet wird, die Kunst stünde nur für sich selbst, ist es Fakt, dass sich ein Kulturbetrieb wie die Theaterholding Graz / Steiermark stets mit seinem wirtschaftlichen Erfolg auseinandersetzen muss. Dies gründet allein schon im kulturpolitischen Auftrag von Stadt Graz und Land Steiermark, den Eigentümern der Bühnen Graz. Dieser Auftrag schafft nämlich nicht nur Rahmenbedingungen für die künstlerische Programmierung in Oper, Schauspielhaus, Next Liberty und Grazer Spielstätten, er gibt auch konkrete Auslastungszahlen vor, die es zu erreichen gilt. Umso erfreulicher ist es natürlich für die Gesellschafter, wenn diese Vorgaben nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen werden. Seit einigen Spielzeiten verzeichnen die Bühnen Graz jährlich über eine halbe Million Besucherinnen und Besucher – eine Kennzahl, die nicht nur in Relation zu den 300.000 Grazerinnen und Grazern eine gute Bilanz zulässt, sondern auch die wirtschaftliche Bedeutung von Kunst und Kultur für den gesamtem Ballungsraum markiert. Der Umsatz durch Vorstellungserlöse belief sich 2017/18 auf 7,1 Millionen Euro, womit jedoch die ökonomische Reichweite nur auf erster Ebene betrachtet ist. Ein Aperitif davor, ein Cocktail oder Abendessen danach, vor der Oper noch zum Friseur oder ein neues Kleid für den Besuch im Schauspielhaus – nahezu jeder Theaterbesuch bringt auch Umsätze für Gastronomie und Handel. Zudem fördern Kooperationen wie jene zwischen Theaterholding und Verbundlinie, die eine kostenlose An- und Abreise zum Theaterbesuch mittels Ticketkauf ermöglicht, die Nutzung des öffentlichen Verkehrs. In einer Umwegrentabilitätsstudie analysierte die Joanneum Research Forschungs-GmbH die Wertschöpfung der Bühnen Graz in der Spielzeit 2014/15 und kam zu folgendem Ergebnis: Für die heimische Wirtschaft konnten durch die Aktivitäten der Theaterholding Graz / Steiermark und ihrer Häuser 88,2 Millionen Euro an Gesamtwertschöpfung generiert werden. Ein weiteres Beispiel zur wirtschaftlichen Bedeutung kultureller Angebote liefert „Klanglicht“, das Licht- und Klangfestival der Bühnen Graz, das jährlich im Frühjahr den öffentlichen Raum bespielt. Eine Analyse des Grazer Instituts BMM beschäftigte sich mit der Ermittlung der Wertschöpfung, die 2019 durch das dreitägige Festival erzielt wurde. Mehr als 60% der Befragten hatten ihren Besuch schon lange geplant und über ein Drittel reiste eigens für „Klanglicht“ an. Ob Tagestourist oder Nächtigungsgast, fast alle Befragten tätigten Ausgaben im Zuge ihres Besuchs, wodurch an nur drei Abenden insgesamt rund 5,6 Millionen Euro an Wertschöpfung erzielt wurden. Somit stellen Kunst und Kultur nicht nur einen qualitativen Mehrwert für die Bevölkerung dar, es gilt auch ihre quantitative Auswirkung auf die heimische Ökonomie nicht zu unterschätzen. 2020 beschreitet „Klanglicht“ mit seiner Route vom Kunsthaus bis hin zum Schloss Eggenberg nun neue Wege. Damit stellen sich die Bühnen Graz als Veranstalter der Herausforderung, einen neuen Stadtteil in Licht und Klang zu tauchen und wiederum wirtschaftlich für die dortige Gastronomie, den Handel und den Tourismus zu beleben.

Link: www.theaterholding.at

Bild: Marija Kanizaj

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