Der Marlboro Mann wird zum Marathon Mann. Folge XII

Kill den Entspannungskiller.

Das Leben kann sehr einfach sein. Nachdem das Wetter wieder in seinen Bahnen ist, gibt es nach Feierabend für mich, alias den Marlboro-Mann, nichts Feineres, als einer meiner Leidenschaften nachzugehen, dem Laufen.

Dazu besorgte ich mir einmal das passende Schuhwerk, eine immer wieder aufreibende Sache, im wahrsten Sinne des Wortes, denn welcher Schuh passt einem schon wirklich? Gesagt, getan. Ich visierte zum Kauf »das Kastner« an, das ist jetzt bei uns zu Hause der Running Gag, nachdem uns Touristen kürzlich sagten, dass sie nun »das Kastner« besuchen werden.

Beim Laufen entspanne ich mich binnen Sekunden, also spätestens ein paar Häuserzeilen weiter, bin ich schon in meinem Element. Ähnlich wie beim Schwimmen, man schlüpft in eine eigene Welt und bewegt sich auf etwas zu. Das hat etwas mit nach Hause kommen zu tun. Sinngemäß stimmt das ja auch, wenn man schon wegläuft, sollte man auch zurücklaufen. Dauert ja sonst alles doppelt so lange. Interessant ist, dass Entspannen meistens mit einer gewissen Aktivität in Verbindung steht, um eine Verkrampfung zu lockern, wo auch immer die sein mag.

Dazu gibt es beim Sporteln noch eine Art von »Zusatzversicherung«, die gar nichts kostet: Sollte einer Ihrer ganz persönlichen Problembären am Ende Ihres Workouts in Ihrem Geiste auftauchen, dann müssen Sie tatsächlich etwas unternehmen, denn sehr resistente Problembären sind unter Garantie Ihr ganz persönlicher Entspannungskiller.

Laufen ist ja auch eine Art Genuss. Genusslaufen gibt es jedoch grundsätzlich nicht, weil anstrengend ist es an sich immer, aber trotzdem fühlt man sich dabei wohl, weil ab einer gewissen Kilometerzahl eine ziemliche Ladung Hormone, wie ein Konfettiregen, auf einen runtergeht. Doch je öfter man sich der Bewegung hingibt, desto mehr wird der Genusspunkt hinausgezögert. Und irgendwann befindet man sich dann doch wieder auf der Laufstrecke. Da kommen mir die »7 Genussregeln für eine bessere Work-Life-Balance« wie Kalendersprüche für Hirnpimperln vor. Ein Beispiel gefällig? »Weniger ist mehr«. Ja sicher, aber manchmal muss es auch mehr sein. Beispielsweise kommen dann noch Sprüche wie »Ohne Erfahrung, kein Genuss« oder »Aussuchen, was guttut«. Boys and Girls, das kanns doch nicht sein, Genuss hat selten etwas mit einem Regulativ oder einer Begrenzung zu tun. Natürlich muss es relative Grenzen geben, aber ich lebe hier eher frei nach Dirk von Lowtzow von Tocotronic, »Pure Vernunft darf niemals siegen!«

Also, keep on running,

Ihr Marlboro Mann.

Text: Martin G. Wanko

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