Gründerin Katharina Feiertag im Talk mit dem steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler.
Kathrin Feiertag:
Wie beabsichtigt die Steiermark langfristig eine zukunftsfähige Wirtschaft zu gestalten, die sowohl ökonomischen Wohlstand als auch eine verbesserte Lebensqualität für die Menschen in der Region fördert?
LH Christopher Drexler:
Die Steiermark soll eine Musterregion werden, die wirtschaftliche Dynamik mit Klimaschutz verbindet. Ich bin davon überzeugt, dass die Steiermark mit ihrem Fokus auf erneuerbare Energien, nicht nur einen klaren Beitrag zum Klimaschutz und damit einer lebenswerten Umwelt leistet, sondern vor allem auch einen wirtschaftlichen Erfolgskurs bestreiten kann. Zahlreiche steirische Unternehmen zeigen bereits vor, dass es sich hierbei nicht um Gegensätze handelt, sondern diese in unserem Bundesland Hand in Hand gehen. Gerade als starkes Forschungsland ist die Steiermark ein guter Boden für grüne Innovationen und Green Jobs.
LH Christopher Drexler:
Die Steiermark zählt zu den Top-Regionen in Europa, wenn es um Forschung und Entwicklung geht. Welche Impulse sollte das Land in Zukunft setzen, um weiterhin diese Spitzenposition zu erhalten?
Kathrin Feiertag:
Um die Spitzenposition zu behalten, sollte die Steiermark in Zukunft auf Impulse, wie die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Förderung von Start-ups und Unternehmergeist und Investitionen in Schlüsseltechnologien, wie z.B.: Künstliche Intelligenz, Robotik, erneuerbare Energien und Medizintechnik, setzen. Zudem sollten attraktive Bedingungen für talentierte Fachkräfte (Forschungsstipendien, Lebensqualität) geschaffen werden.
Kathrin Feiertag:
Angesichts dessen, dass Lebensqualität eng mit Gesundheit verbunden ist: Welche Strategien plant die Steiermark einzusetzen, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben und eine effiziente Gesundheitsversorgung für alle Steirer*innen zu gewährleisten?
LH Christopher Drexler:
Die Bedeutung der Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung wird in Zukunft weiter steigen. Digitale Technologien und insbesondere Künstliche Intelligenz bieten dabei vielfältige Chancen. Ihr Start-up, das Warteschlangen bei einem Arztbesuch sozusagen digitalisiert, ist ein ausgezeichnetes Beispiel. Oder auch die medaia GmbH, die mit dem SkinScreener die weltweit führende KI zur frühzeitigen Erkennung von Hautkrebs entwickelt hat. In der Steiermark wollen wir solche Jungunternehmen mit zielführenden Förderungen in ihrem Wachstum unterstützen. Gleichzeitig setzen wir mit Initiativen wie »HerzMobil Steiermark«, einem Programm, das Patienten mit Herzinsuffizienz mit Hilfe moderner Technik via Handy zu Hause überwacht und betreut, weitere Maßnahmen zur Digitalisierungund Verbesserung der Gesundheitsversorgung.
LH Christopher Drexler:
Vom US-Magazin Forbes wurden Sie zu den »30 einflussreichsten Leaderinnen unter 30 Jahren« gewählt. Von der internationalen Bühne zurück in die Steiermark – wie gelingt dieser steile Aufstieg?
Kathrin Feiertag:
Die Anerkennung von Forbes war für mich ein bedeutsamer Meilenstein, der verdeutlichte, dass sich mein Einsatz und meine harte Arbeit auszahlen. Es war eine inspirierende Bestätigung, die meine Vision, das Gesundheitswesen zu transformieren und den Menschen ein stressfreies Erlebnis zu ermöglichen, indem wir Wartezeiten eliminieren, noch stärker beflügelt hat.
Kathrin Feiertag:
Im Rahmen einer umfassenden Vision einer nachhaltigen Digitalisierung, bei der regionale Unternehmen, wie auch Start-ups, eine bedeutende Rolle spielen: Wie beabsichtigt die Steiermark, diese gezielt zu unterstützen, um ein Wachstum, innovative Lösungen und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region zu fördern?
LH Christopher Drexler:
Es ist unser klares Ziel, dass die Steiermark weiterhin der ideale Standort für Unternehmensgründungen und junges Unternehmertum ist. So hat sich etwa die Steirische Wirtschaftsförderung SFG in den vergangenen Jahren als starker Partner heimischer Unternehmen und Start-ups in der Digitaltechnologie-Branche etabliert. Außerdem setzen wir mit dem Studiengang »Digital Entrepreneurship« an der Fachhochschule Joanneum verstärkt auf Bildung und Forschung. Zukünftigen Gründerinnen und Gründer soll damit das richtige Rüstzeug für eine erfolgreiche Unternehmensgründung mit auf den Weg gegeben werden. All das sind wichtige – wenn auch im Einzelnen – kleine Bausteine, um das Potential
an Gründungen in der Steiermark
noch weiter zu heben.
LH Christopher Drexler:
Quickticket hat sich bereits zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Wie geht es jetzt weiter?
Kathrin Feiertag:
Wir eliminieren Wartezeiten im Gesundheitswesen, da gibt es ordentlich viel zu tun! Dieses Jahr liegt der Fokus darauf, den niedergelassenen Bereich und Kliniken (Notaufnahmen) in Österreich mit Quickticket zu entlasten, sodass diese die Ressourcen effizienter nutzen und die Patientenzufriedenheit steigern können.
Moderation: Martin G. Wanko
Am Anfang war die Idee.
Plötzlich dreht sich die Welt sehr schnell – Katharina Feiertag über die ersten Jahre ihrer beruflichen Existenz. Sie und ihr Team schafften, wovon viele träumen: Bekannt werden und wirtschaftlich durchstarten mit einer Software.
Junge Menschen stehen nach der Matura vor einer Lebensentscheidung, was waren deine Beweggründe auf eine eHealth-FH zu gehen?
Ich entschied mich für das eHealth Studium, um in einem aufstrebenden Bereich mit großem Potenzial zu arbeiten. Ich wollte Teil dieser digitalen Transformation des Gesundheitswesens sein und einen Beitrag dazu leisten, die Zukunft der Gesundheitsversorgung mitzugestalten. Jetzt kann ich genau das mit Quickticket, der smarten Warteliste für Gesundheitseinrichtungen in die Tat umsetzen.
Eine Web-App »erfindet« man nicht alle Tage, wie war von euch die Idee vom Prozess bis zur fertigen Web-App?
Die Idee entstand, als Armin in unserem Freundeskreis über eine smarte Warteliste für die Gastro nachdachte. Wir erkannten das Potenzial dieser Idee für das Gesundheitswesen und entwickelten innerhalb von wenigen Monaten den Prototyp unserer Web-Anwendung. Natürlich gab es viele Höhen und Tiefen, doch der Zusammenhalt in unserem Team und unser Durchhaltevermögen ermöglichten uns, 2021 ein marktreifes Produkt präsentieren zu können.
Wie funktioniert der Wartezeit-Manager genau, und worin stecken die Vorteile für Arzt und Patienten?
Quickticket ermöglicht es Patient*innen, sich online in die Warteliste einzutragen und die Wartezeitprognose für diese Wartenummer in Echtzeit zu verfolgen. Auch für Ältere gibt es ein System vor Ort, sodass jeder davon profitieren kann. Durch die automatisierte Koordination des Patientenflusses entlastet Quickticket die Arztpraxis enorm, indem das Telefon weniger klingelt, die Stoßzeiten geglättet werden und der Warteraum nahezu leer bleibt.
Unser Gesundheitssystem kostet viel Geld. Hättest du eine Idee, wie man es günstiger machen kann?
Die Kosteneffizienz im Gesundheitswesen ist zweifellos eine Herausforderung. Eine Lösung liegt in verstärkter Prävention und Gesundheitsförderung. Ich sehe auch eine wichtige Rolle in der Stärkung der Gesundheitskompetenz der Menschen. Investitionen in diese Bereiche können dazu beitragen, Krankheiten zu vermeiden oder frühzeitig zu behandeln und somit Kosten zu senken.
Seht ihr euch jetzt noch als Startup oder seid ihr schon einen Schritt weiter?
»90 % der Startups scheitern« – als Startup habe ich uns noch nie gerne bezeichnet, vor allem weil meine Mitgründer bereits erfolgreich Unternehmen aufgebaut haben, somit hatten wir einen gewissen Vorsprung. Durch die Anzahl unserer Kund*innen sehe ich uns heute tatsächlich einen Schritt weiter – sagen wir mal »Junges Unternehmen« – das gefällt mir besser.
Interview: Martin G. Wanko