In der Abfallbranche ist immer was los.Zum einen wächst der Abfall, zum anderen wird er umgeschichtet und noch effizienter recycelt. Aber trennen muss ihn der Mensch schon selber, und einsparen übrigens auch. Ein Gespräch mit Frank Dicker, dem Geschäftsführer vom Dienstleister Servus Abfall, gibt Einsicht.
Bis Ende 2024 wird bei uns in der Steiermark noch getrennt gesammelt. Gewisse Regionen in Österreich, die erst jetzt den gelben Sack einführen, werden jetzt gleich auf das System vom 01.01.25 umgestellt. Metall und Leichtverpackungen kommen in einen Sack. Technologisch ist es kein Problem das Gemisch zu trennen.
Mir scheint, je kleiner das Land, desto größer die Unterschiedlichkeiten.
Grundsätzlich muss ich sagen, dass die verschiedenen Sammelsysteme die regionalen Abfallverwertungsgegebenheiten berücksichtigt haben: In Wien hat man z. B. nur Hohlkörper und große Flaschen gesammelt, der Rest kam in die Müllverbrennungsanlage und sorgte für Energie. In der Steiermark finden wir eine ganz andere Situation vor: Wir haben versucht, möglichst viel Kunststoff getrennt zu erfassen.
Aber gerade Wien war eigentlich der Stolperstein, dass wir nicht die EU-Kunststoffsammelquote schaffen, oder?
Bis 2025 müssen wir 50 % Recyclingquote erreichen. Derzeit sind wir bei 35 %. Für die Zukunft gibt es die berühmte ARA Formel: 80/80/80. Das heißt: Es müssen 80 % der in Verkehr gesetzten Kunststoffverpackungen gesammelt werden. Von dieser Menge müssen 80 % einer stofflichen Verwertung zugeführt werden und aus dieser Menge müssen wieder 80 % Rezyklate entstehen. So erreichen wir die 50 % Recyclingquote. Wir werden jedes Kunststofffleckerl sammeln müssen, damit sich das ausgeht, so viel können wir jetzt schon sagen.
Rentiert sich der Kraftakt?
Am Ende des Tages wird es gut sein, dass wir ein einheitliches Sammelsystem in Österreich vorfinden werden und wir eine einheitliche Kommunikationspolitik fahren können.
Zurzeit geistert wieder die berühmte Recycling-Lüge durch die Medien. Frei nach dem Motto: »Schlussendlich hauen die eh wieder alles zusammen!«
Das stimmt so nicht! Die Bevölkerung ist gerne eingeladen, sich bei uns die großen Recycling-Anlagen anzuschauen. Wir können mit der Erlebniswelt Wirtschaft bei Saubermacher die Erlebnistour rund um unsere High-Tech-Sortieranlage für Kunststoffverpackungsabfälle herzeigen. Nur so viel: Eine getrennte Erfassung von Wertstoffen (Altpapier, Altglas, Bioabfall und Verpackungen) macht sowohl ökologisch als auch ökonomisch viel Sinn!
Wo lauern die größten Herausforderungen?
Vor eine Herausforderung stellen uns die sogenannten Verbundstoffe, z. B. in der Automobilindustrie, die einen 15 %-igen Anteil eines PKWs ausmachen. Dadurch wird das Auto zwar leichter und verbraucht weniger Treibstoff. Aber bei der Herstellung dieser zum Teil hocheffizienten Verbundstoffe wird dem Recyclinggedanken zu wenig Platz gegeben. Hier ist schlussendlich der (europäische) Gesetzgeber gefragt.
Eine letzte Frage: Worauf soll der Konsument wirklich achten?
Die Faustregel gilt: Nicht mehr kaufen, als man braucht, möglichst wenig davon verpackt und die gebrauchten Verpackungen in die richtige Tonne werfen.
Herr Dicker, 40plus dankt für das Gespräch!
Interview: Martin G. Wanko
Bild: © Werner Streitfelder