Unsere Autorin Clarissa Berner ist Studentin und wohnt beim Grazer Lendplatz, dem entspannten Platz in Graz, wo alles ein bisschen gechillter läuft als anderswo. Im Zuge ihres wöchentlichen Großeinkaufs besucht sie gemeinsam mit ihrem Freund den Bauernmarkt und diverse Supermärkte. Sie achten dabei auf Regionalität und versuchen auf Fleisch zu verzichten.
Schon als Kind bin ich mit meinem Vater gerne einkaufen gegangen. Bis heute ist Einkaufen für mich eine der angenehmsten »Pflichten« des Erwachsenseins. Vielleicht liegt das daran, dass ich als Studentin meinen Einkauf superflexibel gestalten kann. Ein weiterer Grund für meine Freude auf den Supermarktbesuch bezieht sich auf unsere Wohnlage: Wir wohnen beim Lendplatz – so wie es sich für junge Grazer*innen gehört! Hier befinden sich, angefangen von der Drogerie bis hin zum Bäcker, alle für den Großeinkauf notwendigen Geschäfte in unmittelbarer Nähe.
Bei uns kommt (fast) kein Fleisch auf den Teller!
Dass übermäßiger Fleischkonsum ungesund ist, ist kein Geheimnis. Er kann Antibiotikaresistenzen, erhöhte Cholesterinwerte und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorrufen. Außerdem ist die Tierwirtschaft schlecht für unser Klima: Der Verdauungsprozess der Tiere und die Abholzung der Regenwälder für Futtermaterial und Weideflächen machen 20 Prozent der globalen Treibhausgase aus.
Wir wollen unseren ökologischen Fußabdruck möglichst gering halten und essen nur zu Anlässen Fleisch – komplett darauf verzichten wollen wir nicht. Bei der großen Auswahl an Fleischersatzprodukten wird uns der vegetarische Lebensstil auch leicht gemacht. Wobei… ein bisschen Cheaten ist auch in Ordnung. Wenn der Abend mal länger geworden ist, bestellen auch wir gerne beim Asiaten gebratene Nudeln mit Ente.
Zuerst zum Markt!
Nun wissen Sie, liebe Leser*innen, einiges über mich. Ich studiere und wohne gemeinsam mit meinem Freund im Bezirk Lend. Wir versuchen so gut es geht auf Fleisch zu verzichten und einen nachhaltigen Lebensstil zu führen. Aber wie gestaltet sich nun unser Großeinkauf? Der erste Weg führt, eingedeckt mit Jute-Beuteln und Rucksäcken, zum Bauernmarkt am Lendplatz.
Der Bauernmarkt am Lendplatz ist das alternative Gegenstück zum Markt am Kaiser-Josef-Platz. Das Publikum ist von jung bis alt durchgemischt, alternativ, studentisch, künstlerisch, die Schirme bunt – ähnlich wie ein spanischer Markt. Viele der Verkäuferinnen sind alteingesessen und kennen sich. Der Markt hat montags bis samstags von 06:00 bis 13:00 geöffnet – Freitag und Samstag wohlgemerkt mit einer größeren Auswahl an Köstlichkeiten. Abgesehen vom Bauernmarkt hat der Lendplatz abends seinen ganz eigenen Charme. Skaterinnen üben ihre Tricks und die Lokale in der denkmalgeschützten Markthalle laden zu Spritzer und Bier ein. Mit etwas Glück ist Walter Hauser im gleichnamigen Imbiss vor Ort und erzählt Geschichten über das alte Graz, als sich am anderen Murufer noch Stritzis herumgetrieben haben.
Alles (!) was am Markt gekauft werden kann, wird dort gekauft. Regionalität, kurze Lieferstrecken und frische, preiswerte Lebensmittel machen den Markt am Lendplatz aus! Preiswerte Lebensmittel sind hier das Stichwort. Während wir unser frisches Gemüse einpacken, erzählt uns eine Verkäuferin, dass alle Eier, die übrig bleiben, direkt an diverse Supermärkte weitergegeben werden und dort um den doppelten Preis als Bio-Freiland-Eier weiterverkauft werden.
Auf zum Supermarkt!
Alles, was nicht am Markt besorgt werden kann, wird im Supermarkt gekauft. Unser Wahl-Supermarkt ist der Hofer. Dort bekommen wir die meisten Produkte zu einem angemessenen Preis. Auch hier achten wir darauf, dass die Produkte regional und biologisch sind. Dabei gilt die Faustregel: Wenn die Tomate zwar biologisch ist, aber aus Spanien kommt, kaufen wir lieber die regionale Tomate aus traditioneller Landwirtschaft.
Sollte es dann doch etwas Besonderes sein, wie z.B. vegetarische Chicken Nuggets, kaufen wir die in Supermärkten mit einer größeren Auswahl. Hauptbestandteile von Fleischersatzprodukten sind meistens Soja, Weizen oder Erbens. Kritikerinnen argumentieren, dass Soja nicht besser als Fleisch ist: Für seinen Anbau werden Regenwälder abgeholzt. Soja, das für den menschlichen Verzehr genutzt wird, kommt allerdings aus Frankreich, Deutschland und Österreich. In Österreich sind Niederösterreich und Burgenland Spitzenreiter. Glück gehabt, das vegetarische Hühnchen kann ohne schlechtes Gewissen in den Einkaufswagen gelegt werden!
Text: Clarissa Berner
Bildhinweise: Martin G. Wanko