Mein Einkauf im Herz-Jesu Viertel

Auf dem Kirchplatz der imposanten neugotischen Herz-Jesu-Kirche in St. Leonhard, zwischen Sparbersbach- und Nibelungengasse, findet wöchentlich der Bio-Bauernmarkt Herz-Jesu statt, immer dienstags, von 14:00 bis 18:00 Uhr. Dort kauft unser 40plus-Grafiker Ewald, mit seiner Freundin, möglichst viel für unter der Woche ein, und macht sich nun auf unserer Serie über unsere Einkaufsgewohnheiten einige Gedanken.

Der Bio-Bauernmarkt Herz-Jesu liegt im Zentrum des Herz-Jesu-Viertels. Die pittoresken Fassaden des Kaiser-Josef-Markts oder die Hipness des Lendplatzes fehlen zwar, dafür ist er chilliger. Die Vielfalt ist hier, trotz der geringen Anzahl von Ständen, groß: Blumen, Gemüse, Honig, selbstgebackene Mehlspeisen, Eier oder auch Ziegen/Schafskäse werden angeboten. Gerade der Salat vom Markt zahlt sich aus, da er im Kühlschrank fast die ganze Woche hindurch frisch bleibt. Wir schauen nach Möglichkeit auf Bioqualität, auf glückliche Eier vom Wanderhuhn, auch das Fleisch kommt aus der Freilandhaltung.

Der Grazer Grätzl-Markt schlechthin

Das besondere an diesem Bauernmarkt ist wohl, dass es ausschließlich Bio-Landwirtschaften sind, die hier ihre Waren feilbieten. Bewaffnet mit Jutebeuteln und Flechtkörben kommen Kunden aus allen Altersschichten. So treffen sich hier Angestellte, Studentinnen und Pensionistinnen beim Radieschen-shoppen. Das gemeinsame Einkaufen hat etwas, dabei spürt man sehr stark den saisonalen Gedanken, welcher im Supermarkt erst langsam durchsickert: Gurken aus Spanien oder Erdbeeren aus Südafrika sind hier am Markt vermutlich die Todfeinde. Der Markt ist eine Art Statement gegen ein Leben, wo man mit dem Auto zum Arbeitsplatz muss und nach 17 Uhr schnell in den Supermarkt springt, um noch abgepacktes Convenience-Food zu ergattern.

Der Honigmann bleibt

Auch unzählige Jungfamilien aus dem Grätzl frequentieren den Markt. Aber alles sehr diszipliniert. Auch bei Maskenpflicht stehen die Besucher brav in einer Schlange an, um ihre begehrten Erdäpfel oder Krauthäuptel zu ergattern. Ein liebenswürdiges Kuriosum des Marktes ist »die Kleine Farm«, ein Zusammenschluss von Gemüsebauern, die in der Südsteiermark gemeinsame Sache machen – »gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft«, wie sie es auf ihrer Website nennen. Kurios deshalb, da man Mitglied sein muss, um am Stand einkaufen zu dürfen, erst kurz vor »Ladenschluss« (17:00) können sich die Nicht-Mitglieder um die übriggebliebenen Zucchinis & Lauchstangen prügeln.

Bis in den Herbst hinein ist der Markt besonders beliebt, im Winter ist der Andrang eher geringer, da dann fast nur noch diverses Knollengemüse und haltbar gemachtes aus Eigenproduktion feilgeboten wird. Aber der Honigmann, der ist immer da. Im Winter erweitert er sogar sein Repertoire und verkauft neben dem üblichen Honig sogar Kerzen und Weihnachtsschmuck aus Bienenwachs.

Text: Ewald Domitner
Bilder: Martin G. Wanko und Pexeles

0 replies on “Mein Einkauf im Herz-Jesu Viertel”