40plus Talk: Sind Qualitätslebensmittel in Zukunft noch leistbar?

Stefan Krispel, Winzer
Josef Mosshammer, Fleischermeister
Johann Seitinger, Landesrat Land-& Forstwirtschaft
Reinhart Grundner, Moderator & Küchenphilosoph
Ernestine Weisshaupt, Endverbraucherin

Was darf ein Einkauf für ein Wochenende (Fr. – So.) gefühlt kosten?

Ernestine Weisshaupt:
Für mich als Einzelperson reichen 20 bis 25 Euro.

Stefan Krispel:
Das Wichtigste am Wochenendeinkauf ist, dass er für den jeweiligen Lebensstil leistbar bleibt. Wir leben in einer sehr vielschichtigen Gesellschaft – vom Gourmet, über Veganer, bis zu Menschen mit geringen Möglichkeiten. Das lässt sich schwer in einer einzigen Zahl abbilden.

Josef Mosshammer:
Muss man schauen: Bei einer Familie mit zwei Kindern wird man mehr brauchen, als zum Beispiel bei meinen Eltern, die essen nur noch wenig Fleisch. Ganz allgemein: Die Leute schauen jetzt wieder mehr auf ihr Geld.

Johann Seitinger:
Die Teuerung stellt jeden von uns vor gigantische Herausforderungen, deshalb setzt die Politik auch auf allen Ebenen Maßnahmen, um diesen entgegenzuwirken. Die Kosten für einen Wochenendeinkauf hängen stark von den Essgewohnheiten ab, und natürlich von der Sehnsucht, sich etwas Besonderes zu gönnen. Wobei regional gekauft nicht bedeutet, dass es gleich teurer werden muss. Der Vergleich lohnt sich.

Reinhart Grundner:
Kann nur individuell berechnet werden. Das für Essen zur Verfügung stehende Geld für den Monat durch 4 dividiert, ergibt die Summe pro Woche – geteilt durch 7 die Tagessumme. Damit kann »jongliert« werden.

Worauf sollte bezüglich einer qualitativen Ernährung nicht verzichtet werden?

Ernestine Weisshaupt:
Gemüse, Obst und Dinkelbrot.

Stefan Krispel:
Das ist eine Frage, die wohl nur jeder für sich selbst beantworten kann. Mir ist es wichtig, dass ich weiß, wo die Lebensmittel herkommen, wer sie wie produziert hat und was gerade bei uns reif ist (in Bezug auf Obst und Gemüse).

Josef Mosshammer:
Auf die Herkunft schauen! Bio ist für mich nicht das Wichtigste. Regionalität und Herkunft haben Vorrang.

Johann Seitinger:
Auf die Ausgewogenheit. Die Qualität der Lebensmittel sollte beim Einkauf stets an erster Stelle stehen und ein bisschen darf man ja auch auf die Seele hören.

Reinhart Grundner:
Ganz ehrlich, ohne Verzicht wird es nicht gehen. Abwägen, was nicht unbedingt notwendig ist.

Woran erkennt man Qualität?

Ernestine Weisshaupt:
Wo wurde und wird produziert, unter welchen Bedingungen, welche Transportwege werden und wurden zurückgelegt.

Stefan Krispel:
Bei meiner individuellen Qualitätsprüfung gehe ich immer so vor:
• Woher? (Region)
• Wie wurde produziert? (Bio, konventionell, nachhaltig)
• Wer? (Kenne ich den Produzenten?)
• Wie frisch ist das Lebensmittel? (Geruchs- oder Drucktest)
• Ist es mir diesen Preis wert?

Josef Mosshammer:
Man muss hier mit dem Kaufmann reden. Der sagt dir, woher das Produkt kommt. Fleisch kaufen ist zum Beispiel Vertrauenssache.

Johann Seitinger:
Am Geschmack, an der Frische, an der Reife, und zum Beispiel daran, dass in Milchprodukten echte Früchte enthalten sind und nicht künstliche Aromastoffe. Die Steiermark wird zurecht als kulinarische Schatzkammer Österreichs bezeichnet, denn unsere Bäuerinnen und Bauern sind ein Garant für höchste Qualität. Wer bewusst auf die Herkunft achtet, greift automatisch auch auf die Qualität.

Reinhart Grundner:
Schwer zu beantworten. Qualität hat viel mit Vertrauen zu tun, Vertrauen in den Verkäufer, Vertrauen in den Produzenten. Wenn ich den Produzenten kenne, weiß ich vielleicht schon mehr über die Qualität seiner Produkte. Interesse zeigen, sich Wissen aneignen. Schützt aber nicht vor angebotenen Waren mit Österreich-Fahne auf dem Etikett und der Aufschrift »Österreichische Eierschwammerln«, wenn zugleich kleingedruckt als Herkunftsland Rumänien angegeben wird. Ich glaube, in kleinen Geschäften, auf kleineren Bauernmärkten einzukaufen, bringt mehr Nähe zum Produzenten. Und diese Nähe schafft Vertrauen in die Qualität der Waren.

Es gibt das geräucherte Forellenfilet im Supermarkt um € 1,90 und es gibt die Bio-Forelle vom Markt um € 10,90. Kann man jetzt sagen, der eine Fisch hat weniger Qualität als der andere?

Ernestine Weisshaupt:
Ja, kann man. Der billige Fisch kann nur Massenware sein und die Produktionsbedingungen eher negativ, was die Ernährung der Fische angeht und die Wasserqualität, in der sie dahinvegetieren müssen. Da stellt sich auch gleich die Frage, wie oft man Fisch essen sollte.

Stefan Krispel:
Ich tue mir mit solchen Beispielen immer schwer. Kleinere Händler und Produzenten brauchen andere Margen zum Überleben, als große Händler und Produzenten. Es wird sich nicht jeder immer alles leisten können. Wichtig ist, dass es für jeden leistbare Angebote gibt.

Josef Mosshammer:
Personal, Strom, Wasser- und Futterqualität, das sind in einer Billigzucht ganz andere Kostenparameter, die Unterschiede bezüglich der Qualität sind wie Tag und Nacht. Da muss jeder selber wissen, zu was er greift.

Johann Seitinger:
Essen solchen Unterschiedes nehme ich gerne unter die Lupe. Dann bilde ich mir meine Meinung.

Reinhart Grundner:
Nur der Begriff Bio alleine garantiert noch nicht die
gewünschte Qualität.

Die Ressourcen werden allgemein knapper. Worauf werden wir in Zukunft verzichten müssen?

Ernestine Weisshaupt:
Worauf wir schon heute verzichten sollten: z.B. Billigflüge, Kleidung, die unter unmenschlichen Bedingungen produziert und um den Globus gekarrt wird, jedes Jahr ein neues Smartphone, Fleisch, das mit Getreide gemästet wurde.

Stefan Krispel:
Wir müssen nicht verzichten, wir müssen uns ändern. Es muss jedem bewusst sein, was zum Beispiel eine Google-Suche an Serverenergie verbraucht oder woher der Strom kommt. Sollten wir unsere Autos, Handys, Fernseher etc. nicht so lange wie möglich nutzen und nicht alle paar Jahre wechseln?

Josef Mosshammer:
Die knappste Ressource zurzeit ist Manpower. Dafür habe ich kein Verständnis. Der Staat ist hier sehr großzügig – es gibt zu viele in der Bevölkerung, die ihre Arbeitskraft nicht zur Verfügung stellen. Wenn alle glauben, sie kommen mit 20-30 Stunden aus und wollen dafür 2000 Brutto, wie die Gewerkschaft fordert, wird sich das nicht spielen.

Johann Seitinger:
Ich denke, dass wir in Zukunft vor allem bewusster konsumieren müssen. Die Pandemie und auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine zeigen, wie verwundbar unsere globalisierten Lieferketten sein können. Das trifft Österreich als rohstoffarmes Land besonders. Deshalb müssen wir die Kreislaufwirtschaft und den offiziellen Umgang mit Ressourcen noch weiter verbessern. Es braucht einen intelligenten Kreislauf.

Reinhart Grundner:
Wahrscheinlich auf vieles Liebgewonnenes, aber dennoch nicht zwingend Notwendiges, das aber wiederum jeder für sich erst definieren muss.

Wo beginnt Luxus?

Ernestine Weisshaupt:
Wie definiert man Luxus? Für viele Menschen ist Luxus, was für uns selbstverständlich ist, wie z.B. Zugang zu frischem Wasser, Bildung, gesundes Essen, unbegrenzte Mobilität.

Stefan Krispel:
Luxus entsteht im Auge des Betrachters. Meist ist es das, was der eine im Überfluss hat und der andere gar nicht daran zu denken vermag: Für Menschen aus Wüstengebieten leben wir in Österreich mit unseren vielen Seen im absoluten Luxus.

Josef Mosshammer:
Wenn ich ein Wochenende mit meiner Familie verbringen kann, ein Luxus, den ich zurzeit fast nicht habe.

Johann Seitinger:
Für mich ist es Luxus, wenn ich Zeit für meine Familie habe.

Reinhart Grundner:
Generell ist alles, was nicht notwendig fürs Leben ist, Luxus. Andererseits belohnen wir uns schon einmal gerne mit »Unnotwendigkeiten«. Daher beginnt der Luxus beim Zuckerl, führt über die Zigarette bis zum teuren Glas Wein. Luxus kann aber auch ein entspannender Abend mit seiner Partnerin oder seinem Partner sein, ein interessantes Gespräch, ein Theater- oder Konzertbesuch. Einfach eine Abweichung aus der Alltagsroutine.

Wird Wasser (auch bei uns) zum Luxusgut?

Ernestine Weisshaupt:
Hoffentlich nicht.

Stefan Krispel:
Für mich als Winzer in der wärmsten und trockensten Region der Steiermark gibt es schon Jahre, in denen ich einen Landregen herbeisehne und ihn als absoluten Luxus betrachte. Es gibt immer wieder trockenere Jahre, aber zum Glück auch Jahre wie 2019 – 2021, wo wir ausreichend Niederschlag hatten.

Josef Mosshammer:
Definitiv.

Johann Seitinger:
Es ist Luxus, dass in der Steiermark hochwertigstes Trinkwasser aus der Wasserleitung kommt – ein Luxus, der für viele selbstverständlich erscheint. Unser Wasser ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Lebenselixier. Deshalb ist es unsere Pflicht, dieses wichtige Gut auch in Zukunft zu schützen und damit maßvoll umzugehen.

Reinhart Grundner:
Generell ist Trinkwasser, das es bei uns in reichem Überfluss gibt, schon heute ein Luxusgut, mit dem wir aber noch weitaus sorgfältiger umgehen müssten. Auch wenn wir genug Wasser zur Verfügung haben, ist der sparsame Umgang ein Gebot. Auch die Vorbehalte gegenüber einer Privatisierung von Wasser sollten wir unseren Politikern immer wieder nahebringen.

Ist Tropenobst »böse«?

Ernestine Weisshaupt:
Gegenfrage: Warum sollte es erstrebenswert sein, Tropenobst zu essen? Bei uns wachsen genug gute und schmackhafte Früchte.

Stefan Krispel:
Ein frischer Weingartenpfirsich von meinem Nachbarn ist mir lieber als eine unreife Mango aus Asien.

Josef Mosshammer:
Das Obst kann ja nichts dafür. Natürlich ist die Flugmango etwas Delikates, aber muss man die im Supermarkt 365 Tage im Jahr verfügbar haben?

Johann Seitinger:
Ich will niemandem eine Banane absprechen, aber ein Apfel aus Südafrika ist angesichts unseres reichhaltigen Angebots nicht der Weisheit letzter Schluss. Gerade in Zeiten von Energieknappheit und Teuerung sollten wir uns einmal mehr bewusst werden: Das Gute liegt so nah. Jeder und jedem muss bewusst sein, dass importiertes Obst aus Tropengebieten teilweise katastrophale Folgen für das Klima und die wichtigen Waldflächen in tropischen Regionen hat.

Reinhart Grundner:
Es ist nicht böse, aber es ist vielleicht nicht notwendig, dass es bei uns regelmäßig auf den Tisch kommt. Die CO2-Bilanz wird durch den weiten Transport nicht besser. Regionalität zählt auch hier.

Ganz schwierig wird es, mit dem Verzicht an sich umzugehen – das sind wir nicht mehr gewohnt, oder?

Ernestine Weisshaupt:
Verzicht ist tatsächlich ein Fremdwort in unserer, dem Konsum verfallenen, Gesellschaft.

Stefan Krispel:
Unsere Gesellschaft ist sehr anpassungsfähig. Das haben wir zuletzt in der Pandemie bewiesen. Hier haben wir alle auf sehr viel verzichten müssen. Auch das, was uns nun bevorsteht, werden wir schaffen. Veränderung ist für mich immer eine Chance, Neues zu kreieren.

Josef Mosshammer:
Der Verzicht, dass es etwas nicht zu kaufen gibt, oder wir es uns nicht mehr leisten können – da wird es einen Lernprozess geben.

Johann Seitinger:
Meine Kindheit und Jugend waren von den Erfahrungen der Eltern aus den Kriegsjahren geprägt. Ich denke, dass Verzicht und Bescheidenheit auch mit Zufriedenheit zusammenhängen. Geld kann man bekanntlich nicht essen. Wenn ich mir die jungen Menschen jetzt ansehe, dann bin ich optimistisch, dass dieses bewusste Verzichten wieder einen größeren Stellenwert einnimmt. Fleiß und Arbeit sollte auch eine Belohnung verdienen.

Reinhart Grundner:
Glaub ich gar nicht. Die Zeitungen sind voll mit Diäten, denen aber allen etwas gemein ist: Der Verzicht! Nur macht es einen gravierenden Unterschied, ob wir von uns aus auf etwas verzichten oder von außen quasi zum Verzicht gezwungen werden. Das tut dann doch weh. Wir werden aber damit umgehen lernen (müssen).

Vielleicht sind die Teuerungen gar nicht so schlecht: Je gezielter eingekauft wird, desto weniger wird weggeworfen. Geht sich das aus?

Ernestine Weisshaupt:
Für Menschen, die an der Armutsgrenze leben, sind diese Teuerungen sehr schlimm. Dass diese Menschen einen verschwenderischen Lebensstil pflegen, ist für mich nicht vorstellbar.

Stefan Krispel:
Teuerungen sind Diebstahl. So ehrlich müssen wir sein. Wir haben Preise für Leistungen im Vorhinein vereinbart, die von Dritten im Nachhinein verändert werden. Im Buch »Vom Gelde – Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn« wird die Geldwirtschaft sehr anschaulich erklärt.

Josef Mosshammer:
Definitiv, das unterschreibe ich sofort! Man sieht es auch, dass für soziale Einrichtungen, wie die »Österreich Tafel«, jetzt geringere Ressourcen übrig bleiben, weil die Verschwendung eingeschränkt wird.

Johann Seitinger:
Gerade in den Zeiten der Teuerung sparen viele Menschen bei der Qualität der Lebensmittel. Dabei sollte der Lebensmittelkonsum von der Masse zur Klasse geführt werden. Alleine in der Steiermark landen jedes Jahr rund 100.000 Tonnen Lebensmittel, im Wert von 200 Millionen Euro, im Abfall. Das ist gerade in der jetzigen Situation aus vielen Gründen nicht mehr haltbar.

Reinhart Grundner:
Es zahlt sich nicht nur aus, sondern es bringt uns die Lebenshaltung unserer Großeltern wieder näher. Wegwerfen von Lebensmitteln ging damals gar nicht. Es gibt so gescheite Rezeptsammlungen über die sogenannte Restlküche, die uns viel Nachhaltigkeit und mehr Bewusstsein im Umgang mit Lebensmitteln bringen kann. Und nicht zu vergessen, wir lernen dabei auch wieder zu sparen.

Liest man in den Medien bezüglich einer möglichen Kostenexplosion bei Nahrungsmittel in den nächsten Monaten, sind die Kommentare zwischen »Alles übertrieben« und »Das wird noch anständig weh tun«. Muss man sich vor dem Winter fürchten?

Ernestine Weisshaupt:
Wenn die Einkommen gerecht verteilt wären, würde sich diese Frage so nicht stellen. Das wäre aber Aufgabe der Politik, die Grundlagen dafür zu schaffen, z.B. ein bedingungsloses Grundeinkommen.

Stefan Krispel:
Ich halte sehr wenig von Angstmacherei. Ich gehe positiv in die nächsten Monate, auch wenn sie vielleicht so manche Schwierigkeiten mit sich bringen können.

Josef Mosshammer:
Wir stecken heuer bei manchen Artikeln bereits bei der vierten Preiserhöhung im dritten Quartal, da hat es früher eine im Jahr gegeben. Dazu kommen noch Produzenten, bei denen der erhöhte Strompreis erst nächstes Jahr schlagend wird. Dazu muss ich eines sagen: Österreich hat unglaublich viel erneuerbare Energie und ich sehe nicht ein, warum die Strompreise in Österreich dermaßen abartig gestiegen sind. Sie strafen damit vor allem kleinstrukturierte Unternehmen!

Johann Seitinger:
Angst ist der schlechteste Ratgeber. Wir haben einen großen Trumpf in der Hand. Unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft sorgt für Ernährungssicherheit und auch für eine gewisse Preisstabilität.
Dennoch, wenn in der Landwirtschaft Kosten für Betriebsmittel, Futtermittel oder auch Energien steigen, muss der Bauer dies auch weitergeben. Sonst muss er die Hoftore für immer schließen und dann beginnt am nächsten Tag die Katastrophe.

Reinhart Grundner:
Fürchten ist die schlechteste Variante einer Bewältigung neuer Herausforderungen. Nachdenken, ein wenig einschränken, auf Überflüssiges verzichten und mit den neuen Gegebenheiten umgehen lernen. Wir werden auch das schaffen.Bringen wir das Billigfleisch (und Billiggemüse) noch weg?

Ernestine Weisshaupt:
Dem kann nur auf gesetzlicher Ebene Einhalt geboten werden.

Stefan Krispel:
Ich glaube, dass wir am Markt immer einen gewissen Anteil an billigen Lebensmitteln brauchen werden. Nicht jeder wird es sich leisten können, am Markt sein Bio-Gemüse zu kaufen.

Josef Mosshammer:
Nein. Wird es immer geben. Es wird immer einen geben, der glaubt, er muss mit dem Preis »unten einifahren« und unterbieten. Das ist wahrscheinlich die Natur des Menschen.

Johann Seitinger:
Viele Konsumenten achten bereits jetzt sehr genau darauf, woher das jeweilige Produkt kommt und unter welchen Umständen es erzeugt wird. Die Herkunft spielt dabei eine entscheidende Rolle. Lebensmittel aus Österreich und insbesondere aus der Steiermark sind ein Garant für höchste Qualität und besten Geschmack. Das zeigt sich nicht nur am großen Andrang bei den Hofläden und Bauernmärkten, sondern auch bei einem immer stärker werdenden Umdenken bei den Handelsketten.

Reinhart Grundner:
Glaub ich nicht. Sie sind und werden ein Teil unseres Lebens bleiben. Wir werden sie mit in unseren Speiseplan aufnehmen (eventuell sogar müssen). Aber wir können den Gebrauch dieser Produkte reduzieren. Wenn möglich selbst Gemüse anbauen (geht im Kleinen auch am Balkon) und Fleisch sollte ja ohnehin nicht so oft auf den Teller kommen. Dann geht sich vielleicht auch ein qualitätsvolleres Stück Fleisch aus.

Wo schränken Sie sich im Sinne der Nachhaltigkeit ein?

Ernestine Weisshaupt:
Ich empfinde es nicht als Einschränkung, Dinge reparieren zu lassen oder auch gebraucht zu kaufen. Bücher in der Bibliothek zu entlehnen. Wenn schon eine Flugreise, dann alle zwei bis drei Jahre und Lebensmittel regional auf den Bauernmärkten kaufen.

Stefan Krispel:
Mein Betrieb ist nachhaltig zertifiziert, wir sind in Umstellung auf biologische Bewirtschaftung im Weingarten und bei unseren Wollschweinen und wir bemühen uns, einen Großteil unserer benötigten Energie mit der eigenen Photovoltaik-Anlage zu produzieren.

Josef Mosshammer:
Als Betrieb sind wir ein Ökoprofit-Betrieb und streben mit unserem Gästehaus das Umweltzeichen an. Ich schränke mich jetzt nicht ein, es ist eher ein überlegtes Handel und Tun. Wie die Plastiksackerln im Handel abgeschafft wurden, waren wir schon längst weg davon.

Johann Seitinger:
Es sind viele Schrauben, an denen man im Alltag drehen kann. Ich vermeide, wo es geht, zu fliegen, achte kritisch auf die Herkunft der Lebensmittel und repariere herzhaft gerne defekte Geräte, anstatt sie durch ein Neues zu ersetzen. Außerdem ist es mir wichtig, nachhaltig zu wohnen. Daher lebe ich seit vielen Jahren in einem Holzhaus und heize dieses mit Hackschnitzel bzw. mit Pellets. Im Übrigen habe ich es auch saniert.

Reinhart Grundner:
Ich kaufe bewusst nach Möglichkeit regionale Produkte, habe meine Bauernmärkte in Graz und Leoben, wo ich viele Produzenten kenne. Bevorzuge die saisonale Küche, die wundervolle, abwechslungsreiche, kulinarische Angebote bietet. Vom Bärlauch, über Spargel, Erdbeeren, Schwammerln, Pilzen, Waldbeeren, frischem Gemüse, Kürbis, Obst, bis zum Wintergemüse ist alles dabei. Und diese Aufzählung ist sicher nicht vollständig. Der Anbau sollte jedenfalls ressourcenschonend und umweltfreundlich sein. Mit dem Rauchen habe ich schon vor Jahrzehnten aufgehört. Am weniger Müll zu produzieren, arbeite ich mit mehr oder weniger Erfolg. Aber ich arbeite daran.

Was sind unsere Pflichten dem Planeten und der Jugend gegenüber?

Ernestine Weisshaupt:
Ein sorgsamer Umgang mit den noch vorhandenen Ressourcen.

Stefan Krispel:
Wir müssen mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen sorgsam umgehen. Unser Boden ist unser wichtigstes Gut. Deswegen habe ich 2020 den Antrag zur Umstellung auf biologische Produktion gestellt. Und wir haben in den letzten Jahren ein Energiekonzept erarbeitet und umgesetzt: Hackgut-Heizung, Wärmepumpe und Photovoltaikanlagen versorgen unseren Betrieb größtenteils mit Strom aus eigener Erzeugung!

Josef Mosshammer:
Bei uns, durch die Uni-Nähe, ziehen alle Demonstrationen vorbei. Oft hat man hier den Eindruck, dass die Demos eher an eine Partymeile erinnern, als dass es um die Sache geht.

Johann Seitinger:
Es muss unsere Pflicht sein, unseren Kindern und Kindeskindern eine so lebenswerte Welt zu hinterlassen, wie wir sie vorgefunden haben. Und man muss es vorleben, dann ist man glaubhaft.

Reinhart Grundner:
Klingt utopisch, aber wir sollten die Erde der Jugend besser hinterlassen, als wir sie von unseren Eltern übernommen haben. Wir müssen natürlich viele, von Generationen verursachte Schäden, nach Möglichkeit reparieren. Weiter nach neuen Techniken forschen, die umweltfreundlich sind und einen schonenden Umgang mit den vorhandenen Ressourcen ermöglichen.

Was sollte man der nächsten Generation mitgeben und was darf man von ihr verlangen?

Ernestine Weisshaupt:
Mut und Widerstand.

Stefan Krispel:
Was ich meinen beiden Söhnen mitgeben werde, ist jedenfalls die Sorge um die zur Verfügung stehenden Ressourcen und den sehr sorgsamen Umgang damit. Aber auch Mut und die Zuversicht, bevorstehende Änderungen zu meistern, ohne davor Angst zu haben.

Josef Mosshammer:
Wir dürfen alles von ihr verlangen, weil sie fordert auch von uns viele Dinge. Eigentlich ist nun die »junge Generation« an der Reihe, sich zu 100 % einzubringen.

Johann Seitinger:
Nichts ist so stark, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist, heißt es. Deshalb wünsche ich den nachkommenden Generationen den Mut und die Entschlossenheit. Man kann die Welt aber auch nicht von einem Tag auf den anderen verändern. Dafür braucht es Geduld und Verständnis. Die jungen Menschen sind viel verantwortungsvoller, als viele glauben. Ich zähle auf ihre Eigenverantwortung.

Reinhart Grundner:
Zuversicht, Mut, Ausdauer, Kreativität und den unbedingten Willen es besser zu
machen als wir.

40plus bedankt sich bei allen Teilnehmer*innen für die spannende Diskussion!

Moderation: Martin G. Wanko

Bildhinweis: Chris Rogl, Fleischerei Mosshammer, Lebensresort, Reinhart Grundner, Martin G. Wanko

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