Während einer Entdeckungstour im steirischen Thermen- und Vulkanland fährt man die Schlösserstraße entlang und trifft auf das einzigartige Ausstellungszentrum Schloss Kornberg. Seit mehr als 40 Jahren ist es Schauplatz für die größte Teppichausstellung Europas von Rohani – wo jahrhundertelange Tradition an zeitgenössisches Design und Nachhaltigkeit knüpft. 40plus traf sich zum Gespräch mit Geschäftsführer Pujan Rohani.
Bei Rohani findet man ausschließlich Fair Trade-Ware. Wo und vor allem wie werden die Teppiche produziert?
Richtig. Nachhaltigkeit wird bei uns groß geschrieben. Wir sind seit mehr als zwanzig Jahren Mitglied bei »Label STEP«, einer internationalen Non-Profit-Organisation, die sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie Umweltstandards für die Teppichknüpferinnen einsetzt. Vor allem hat sie sich dem Kampf gegen missbräuchliche Kinderarbeit verschrieben. Wir legen der Organisation unsere Einkaufsquellen offen, sodass sie unsere Lieferanten jederzeit und unangekündigt überprüfen kann. Was die Herkunft unserer Produkte betrifft, stammen diese heute kaum mehr aus klassischen Manufakturen, sondern von Bauernfamilien, die im Nebenerwerb Teppiche in Handarbeit knüpfen. Das überwiegende Sortiment kommt aus dem Iran und Afghanistan, aber auch aus Ländern wie der Türkei, Indien und Nepal.
Bei den Materialien und Farben steht der Gedanke zur Nachhaltigkeit ebenfalls im Vordergrund, weshalb wir uns um Ware aus handversponnener Wolle und Pflanzenfarben bemühen. Zum Großteil wird mit Schafwolle geknüpft. Mittlerweile freut sich auch Alpakawolle an immer mehr Beliebtheit. Diese erinnert in der Haptik an Seide, speichert jedoch Wärme besser ab. Apropos Natürlichkeit, bei Rohani haben wir auch ein breites Sortiment an ungefärbter Wolle. Die Farbtöne reichen von beige über braun, bis naja – zu den schwarzen Schafen (schmunzelt).
Sie leiten die Rohani GmbH bereits in zweiter Generation. Inwiefern hat sich der Teppichhandel über die Jahre verändert?
Obwohl man in Architekturzeitschriften immer wieder Bilder von minimalistisch designten Räumen ohne Teppich sieht, sehen wir als Fachhändler keinen Einbruch in der Nachfrage. Im Gegenteil, die Jahre der Corona-Pandemie haben die Nachfrage erhöht, da die Menschen mehr Zeit zuhause verbracht haben und es sich in ihren eigenen vier Wänden gemütlich machen wollten. Einen Wandel haben wir jedoch bezüglich Größe und Design wahrgenommen. Maßanfertigungen sind immer gefragter, und auch das Design hat sich in Richtung Minimalismus entwickelt. Moderne Designerteppiche in unserem Sortiment weisen kaum noch einen klassischen Ursprung auf. Das ein oder andere traditionelle Element ist jedoch auf jedem Teppich enthalten.
Was unterscheidet die Rohani GmbH von anderen Teppichhändlern?
Als Familienbetrieb in zweiter Generation sind wir seit jeher auf den Teppichhandel spezialisiert und somit – im Vergleich zu großen Möbelhäusern – in Bezug auf Beratung und Erfahrung besser aufgestellt. Mit einer Lagerkapazität von etwa 2.000 Teppichen können wir auch eine schnelle Lieferung garantieren. Außerdem bieten wir unseren Kund*innen einen kostenlosen Probier-Service an. Das heißt, die Ware wird online oder vor Ort ausgewählt, österreichweit versandfrei zugestellt und zu Hause ausprobiert. Auf den Service legen wir ohnehin großen Wert, weshalb wir auch Teppichreinigung und -restaurierung anbieten.
Die letzten Jahre wurden Online Shops für Händler immer wichtiger. Auf rohani.at wird eine große Auswahl an Teppichen gelistet, die man online erwerben kann. Funktioniert das auch bei Produkten, bei denen Haptik, Größe und Aussehen eine so große Rolle spielen?
Bedingt. Mein Bruder Neysan kümmert sich um die Website und den Webshop und erstellt sehr schöne Fotos für unseren Online Shop. Dennoch können die schönsten Fotos nicht das Erlebnis ersetzen, einen Teppich vor Ort anzusehen und zu Hause auszuprobieren. Für uns ist der Webshop vor allem wichtig, um das Sortiment und die Preise transparent zu kommunizieren. Wenn jemand also von Wien nach Kornberg kommt, um unsere Teppiche zu begutachten, hat man schon vorab einen guten Überblick.
Wie wurde die Idee der Teppichausstellung geboren und warum fiel die Wahl gerade auf das Schloss Kornberg?
Die Wahl fiel auf uns. 1981 hatte der Schlossbesitzer, Graf Andreas Bardeau, die Idee einer mehrtägigen Teppichausstellung. Mittlerweile ist aus dem damals dreiwöchigen Projekt die größte Teppichausstellung Europas geworden. Sie findet jährlich von März bis Mitte Oktober statt. In den Wintermonaten sind wir in den Nebengebäuden des Schlosses zu finden.
rohani GmbH
Schloss Kornberg bei Feldbach
Dörfl 2, 8330 Riegersburg
+43 03152 4200 | office@rohani.at
rohani.at
Öffnungszeiten:
Mittwoch – Sonntag:
10:00 – 18:00 Uhr
Interview: Julia Strempfl
