Mikrobiom und metabolisches Syndrom.

Vanessa Stadlbauer-Köllner

Unsere Lebensweise hat sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Schlechten verändert: Zu viele Kalorien aus Fleisch und Zucker und zu wenig Bewegung sind der Ausgangspunkt für neue Volkskrankheiten, wie z.B. das metabolische Syndrom. Studien belegen, dass unser Darm und die Darmbakterien in engem Zusammenhang damit stehen. Warum das so ist, erklärt Univ.-Prof. Dr. Vanessa Stadlbauer-Köllner.

Was versteht man unter dem metabolischen Syndrom und warum sind davon so viele Menschen betroffen?
Das metabolische Syndrom bezeichnet das gleichzeitige Vorliegen mehrerer Stoffwechselprobleme, wie Übergewicht mit übermäßigem Bauchfett, Bluthochdruck, erhöhte Triglyzerid- und Cholesterinwerte sowie Zuckerkrankheiten wie Diabetes Typ 2. Liegen zumindest drei dieser Faktoren vor, erhöht sich z.B. das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall massiv. Zu den Gründen für die rasante Zunahme dieser Erkrankung gehört insbesondere Übergewicht – und auch dieses nimmt massiv zu: Ca. 40 % der Österreicher sind übergewichtig, 12 % davon sogar fettleibig.

Wie hängt nun die Darmflora mit dem metabolischen Syndrom zusammen?
Man muss wissen: Alles was wir zu uns nehmen, beeinflusst unsere Darmbakterien – und diese spielen für unsere Gesundheit eine ganz wesentliche Rolle. Wenn diese Bakterien aber nur mit Zucker, Fett und Zusatzstoffen gefüttert werden, verändert sich deren Zusammensetzung – und das nicht zu unserem Vorteil. Die veränderte Darmflora führt zu einer Störung der Darmbarriere und zu Entzündungsreaktionen, die dann wieder den Stoffwechsel verschlechtern.

Kann man die Darmflora auch wieder verbessern?
Ja, das kann man, und zwar mit einem gesunden Lebensstil: Abwechslungsreiche, vor allem pflanzliche Lebensmittel (Vollkorn, Kartoffeln, Gemüse, Obst) und selbst gekochtes Essen ohne Zusatzstoffe unterstützen die Vermehrung der guten Darmbakterien. Darüber hinaus kann man die Darmflora mit Probiotika ergänzen, in denen speziell aufeinander abgestimmte Bakterien-Teams enthalten sind. Studien belegen klar, dass bestimmte Bakterien u.a. Gewicht, Bauchfett und erhöhte Blutzuckerwerte reduzieren können.

Assoz. Prof. Dr. Vanessa Stadlbauer-Köllner ist Fachärztin für Innere Medizin sowie Gastroenterologie und Hepatologie und assoziierte Professorin der Medizinischen Universität Graz. Im Forschungszentrum CBmed leitet sie den Bereich Mikrobiomforschung.

Text: Julia Strempfl
Bild: C. Jungwirth

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