Wenn es um Innovationen geht, die das tägliche Leben nachhaltiger machen, ist die TU Graz ein wichtiger Player. Nachhaltige Verpackungen sind hoch im Trend! Martin G. Wanko fragte nach.
Es gibt Verpackungszukunft und Verpackungstrends: Ein Großteil der Verpackungen für Lebensmittel, Pharma und Kosmetikprodukte besteht aus Verbundstoffen, vorzugsweise Karton, Aluminium und Kunststoff, die aus technischer Sicht aufwendig und eher unrentabel zu recyceln sind. Aber es geht auch anders: Der Verfahrenstechniker Samir Kopacic ist Projektleiter des Projekts „PapSpray“ an der TU Graz, am Institut für biobasierte Produkte und Papiertechnik. Ziel ist es, „eine funktionelle biobasierte umweltfreundliche Barrierebeschichtung für Papier- und Kartonverpackungen zu erforschen und weiterzuentwickeln“, so der Forscher.
Die Beschichtung macht den Unterschied
Papier und Karton sind durchlässige, natürliche und faserige Stoffe, also eignen sie sich als Lebensmittelverpackung oft nur, wenn sie kunststoffbeschichtet sind. „Um eine nachhaltige Alternative für herkömmliche Beschichtungen zu entwickeln, forschen wir daran, biobasierte Polymere auf Verpackungspapiere aufzutragen und als Schutzbarriere zu testen und zu bewerten. Biobasierte Verpackungsmaterialien sind großteils biologisch abbaubar, solange sie nicht stark chemisch modifiziert oder verändert wurden“, so Samir Kopacic. „Der große Vorteil ist, dass diese Materialien ausgezeichnet recycelbar und kompostierbar sind. Man kann sie aber auch in die Altpapiertonne geben und wiederverwerten. Bei einer nennenswerten Produktion könnte man über ein eigenes Recycling nachdenken“, so der hoffnungserweckende Forscher.
Die Abkehr von erdölbasierten Materialien
Wichtig ist es nun, die Prozesstechnologien weiterzuentwickeln, wie Biopolymere auf die Verpackungspapiere aufzutragen sind: „Seit rund einem Jahr forschen wir an einem neuen Beschichtungsverfahren, bei dem die Biopolymere als Barriere gegen flüssige und gasförmige Stoffe eingesetzt werden können“, so Samir Kopacic. Aber wir suchen nicht nur natürliche und nachhaltige Alternativen zu erdölbasierten Materialien, sondern auch nach einem möglichen Ersatz für Alufolien und andere metallisierte Folien, die in der Verpackung für den Erhalt von Aromastoffen zurzeit unersetzlich scheinen, man denke hier nur an Kaffeepulver oder Schokolade.
Die wirtschaftliche Herausforderung wird sein, Geld in die Hand zu nehmen, um am finalen Punkt der Forschung tatsächlich in Produktion zu gehen. Hier wäre die weitere Unterstützung durch die Wirtschaft und die öffentliche Hand notwendig, um den Technologietransfer zu beflügeln. Aber es bewegt sich bereits einiges: Dank einer Förderung durch die Forschungsgesellschaft FFG, sowie mit finanzieller Unterstützung durch Industriepartner, konnte ein Betrag in achtstelliger Höhe für die nächsten drei Jahre lukriert werden – und für Shopping Queens lebt die Hoffnung nicht gleich bei der Verpackung vom schlechten Gewissen befallen zu werden.
Text: Martin G. Wanko
Bild: © Lunghammer.at