Elektrisch in die Zukunft?

Energie

Die Zukunft der Mobilität, ein neues Fahrgefühl, „grünes Autofahren“. Von elektrisch betriebenen PKWs erwarten sich viele eine Revolution. Nicht zuletzt die Auto-Industrie selbst, die mit immer größeren Imageproblemen zu kämpfen hat – wobei Themen wie der Dieselskandal in Deutschland definitiv keine Hilfe waren. Doch sind die E-Autos wirklich die Heilsbringer, für die sie gehalten werden? Ein Blick in die Welt der Akku-Autos und Batterie-Boliden.

Zu schön um wahr zu sein
Mobilität mit gutem Gewissen – ganz ohne CO2-Belastung für die Umwelt und Feinstaub-Ausstoß. Die offiziellen CO2-Angaben in Prospekten lesen sich beinahe so, als wäre das E-Auto von Haus aus klimaneutral. So rosig ist die Realität dann aber doch nicht. Kohlenstoffdioxid-Werte, die bei der Produktion und dem Transport entstehen, werden in diese Daten nicht mit einberechnet.

Der Strom kommt nicht aus der Steckdose
Ein weiterer Aspekt, den man beachten muss, ist die Stromproduktion. Österreich steht im EU-weiten Vergleich in Hinsicht auf erneuerbare Energien gut da. Die Topographie des Landes erlaubt es, stark auf Wasser- und Windkraft setzen zu können. Pro Kilowattstunde werden in Österreich nach Angaben des ÖAMTC 180 Gramm CO2 produziert. Der EU-Durchschnitt präsentiert sich da mit 248 Gramm durchaus „schmutziger“.

Schmutzige Akkus?
Jein. Ein Argument, das gegen die Verwendung von E-Autos genutzt wird, ist die Akku-Produktion. Die Umweltbelastung ist bei diesen immens: Das E-Auto startet also mit einem „CO2-Handicap“ ins Leben. Das Gute: Dieses Handicap wird – je nach verwendetem Strom – laut ÖAMTC innerhalb von 40.000 bis 60.000 Kilometern wieder wettgemacht. Die größere Umweltsünde sind in diesem Fall eher Rohstoff-Aufkommen und -Abbau. Kobalt, Lithium und sogenannte „seltene Erden“ werden für die Herstellung der gängigen Akkus benötigt. An Alternativen wird bereits geforscht.

Ein weiteres Entwicklungsfeld ist die Reichweite der mobilen Stromlieferanten. Erste Tests mit modernen Akkus versprechen Reichweiten von bis zu 1000 Kilometern, ohne Laden zu müssen und Lithium-Ionen-Akkus, die bis zu 10.000 Ladezyklen überstehen. Ganz praxistauglich sind die Labor-Modelle noch nicht, sie geben allerdings die Richtung vor, in die sich die Branche entwickelt.

Die sozialen Kosten
Nicht alles dreht sich bei der Nachhaltigkeitsanalyse um Feinstaub, CO2 und Konsorten. Der soziale Aspekt ist ebenfalls mit einzubeziehen. Dieser ist bei E-Autos bzw. der Herstellung der Akkus nicht zu vernachlässigen. Die größten Sünden passieren im Bereich der Rohstoffbeschaffung – genauer gesagt beim Abbau von Lithium und Kobalt. Ein großer Teil des Lithiums für Akkus wird aus den Salzseen der Anden gewonnen. Dies gefährdet nicht nur lokale Tierarten wie zum Beispiel den Andenflamingo, sondern verbraucht auch Unmengen an Wasser. Der Grundwasserspiegel in Teilen Südamerikas ist dadurch schon massiv zurückgegangen, was die Landwirtschaft zum Teil sehr erschwert.

Einen noch höheren Preis zahlen wir für Kobalt. Das Metall wird vor allem in der Republik Kongo im Herzen Afrikas abgebaut. Die Nation leidet unter einem autoritären Regime, hoher Korruption und politischer Instabilität. Kinderarbeit steht an der Tagesordnung.

Geladen in den Urlaub?
Weg von globalen Baustellen nach Österreich: Die Infrastruktur für E-Autos lässt in der Alpenrepublik noch zu wünschen übrig. Je nach Reichweite des eigenen Fahrzeugs müssen bei der Planung der Reiseroute Ladestationen mit eingeplant werden. Doch Ladestation ist nicht gleich Ladestation: Ladegeschwindigkeit, Preisberechnung und Zahlungsmethoden können variieren und nicht jeder Strombrunnen akzeptiert jede Karte. So kann man schneller ohne Energie am Asphalt stranden als einem lieb ist. Der Trend zu immer mehr E-Autos ist in Österreich definitiv vorhanden, gestemmt wird diese Entwicklung großteils von Förderungen, welche die E-Modelle für mehr potenzielle Kunden leistbar machen. Würden die Förderungen wegfallen, ließe sich die rasche Entwicklung zur E-Mobilität wohl nicht mehr so fortführen. Generell hat Rot-Weiß-Rot bei der grünen Mobilität noch viel aufzuholen und die grüne Mobilität hat noch einige Arbeit vor sich, wirklich grün zu werden, doch die vorgegebene Richtung stimmt.

Text: Thomas Edlinger
Foto: Hutter

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