Verkostungsnotizen

Über Wein schreibt man nicht, Wein trinkt man. Oder doch anders? Man kann über Wein schreiben, im Idealfall über einen, der verkostet wurde.

Über Wein schreibt man nicht, Wein trinkt man. Oder doch anders? Man kann über Wein schreiben, im Idealfall über einen, der verkostet wurde. Verkostungsnotizen nennt sich der 40plus-Talk in dieser Nummer. Aber damit wir unserer Nachhaltigkeit treu bleiben, haben wir ausnahmslos Weine mit biodynamischer Vinifizierung ausgewählt. Zum Verkosten waren wir in Graz in Anton Kohlbachers Weinhandlung in der Leonhardstraße und in Wien im Feinkostladen Urbanek am Naschmarkt zu Gast. Unsere Verkoster waren Profis und Weinfreunde, die Gerüche und Geschmäcke auch verbalisieren konnten. Eines vorab, die Weine haben gefallen, jeder ein Genuss für sich.

Pittnauer
Pittnauer „Perfect Day“
Bio Weißwein, eine Cuvée Burgenland 11,5 % | Rebsorten: Gelber Muskateller, Muskat Ottonell, Traminer, Chardonnay, Sauvignon Blanc | Handlese, spontan vergoren, ungeschönt, unfiltriert | EU/Ö BIO Siegel | respekt-BIODYN
Furmint
Weninger
Furmint vom Kalk, 2022 | 13 % | Rebstöcke sind mittlerweile 20 Jahre alt, spontan in 500 Liter Fässern vergoren, unfiltriert & ohne Schwefelzugabe gefüllt | EU/Ö BIO Siegel | respekt-BIODYN | demeter
Winkler-Hermaden
Winkler-Hermaden
Ernte 2019 Morillon | Kapfensteiner Ried Rosenleiten „1. Lage STK“ | 12,5 % EU/Ö BIO Siegel | 600 Liter Fass aus Kapfensteiner Eiche | Regenerativ bio zertifiziert
Monschein
Monschein „Bernstein“
Grauburgunder 2022 | 13,5 % | Vulkanland, Straden | Demeter Natural Wein (biodynamisch) | Maische vergoren, gewachsen auf sandigen Vulkanverwitterungsböden | Gr. Holz | ungefiltert | EU/Ö BIO Siegel | demeter
Michi Lorenz
Michi Lorenz
Kitzeck, Sausal Südstmk. | „Schist Happens“ | 12 % | Schiefer | Sauvignon Blanc 2022 | unfiltriert | EU/Ö BIO Siegel | demeter
Hirsch
Hirsch
Ried Renner | 1 L. ÖTW | Grüve | 13 % | Kamptal, Ried Renner | Lage: Sehr mineralisch, Ausbau im Gr. Holz | EU/Ö BIO Siegel | respekt-BIODYN
Schiefer
Schiefer
Weißer Schiefer „s“ 2019 Cuvée aus Weißburgunder und Welschriesling| 13,5 % | ungefiltert | biodynamisch | EU/Ö BIO Siegel | respekt-BIODYN
Ott
Ott
2021 | Ried Rosenberg | ÖTW 1 Lage | Grüve | 13,5 % | Gr. Holz | Feuersbrunn, Wagram | EU/Ö BIO Siegel | respekt-BIODYN | „Stolz der Familie“
Verkostung Graz
Verkostung in Graz. Foto: © Gerhard Kroell
wien gruppe verkostung
Verkostung in Wien. Foto: © Gerhard Kroell
Foto: © Martin G. Wanko
Foto: © Martin G. Wanko

Pittnauer „Perfect Day“

Berthold Kren: Erste Nase war ein kurzer Eindruck von Sturm, jetzt spürbare Säure, sehr fruchtig, im Abgang fast ein bisschen mostig, aber sehr angenehm.

Harald Hauke: Am Anfang im Geruch ein bisschen nach Apfelsaft oder Sturm, in Summe fein süffig, für einen heißen Sommertag das ideale Getränk, so richtig für einen „Perfect Day“.

Thomas Urbanek: Sehr angenehm, sehr fruchtig, sehr vielversprechend in der Nase, eine angenehme, milde Säure, geht sehr fein den Gaumen hinunter, sehr süffig.

Manfred Stranz: In der Nase sehr gut, leichter Wein, kann ich mir für Sommer gut vorstellen. Gesamtkonzept voll okay.

Anton Kohlbacher: Charmanter Duft, hat etwas von Zitrone-Melisse dabei, am Gaumen, wie viele Naturweine, ein bisschen gerbstoffig, macht ein schönes Trinkvergnügen.

Helmut Gramer: Prinzipiell ein sauberer Wein, frische Früchte, gelbe Früchte, auch florale Noten, Melisse, leichter Gerbstoff, ist aber sehr rund, harmonisch, ist ungeschönt, bringt die verschiedenen Traubensorten sehr gut in einen Kontext, Sommerterrasse fein zu trinken.

Winkler-Hermaden

Berthold Kren: Sehr angenehm an der Nase, klassisch, auf den ersten Schluck sehr angenehmer Geschmack, ausgeglichen, schmeckt mir ausgesprochen rund, ist ein Treffer!

Harald Hauke: Sehr ansprechender Geschmack, ich würde sagen, wenn ich spät nach der Arbeit nach Hause komme, trinke ich noch ein, zwei Glas, weil er sehr voll im Mund und auf der Zunge ist. Kein Wein, den man gedankenlos dahintrinkt, dafür schmeckt jedes Glas umso besser.

Gernot Tritthart: Sehr gute Steirische Klassik, passt hervorragend, was man erwarten würde, ist in der Flasche drinnen, perfekter steirischer Morillon.

Emilian Abadjiev: Gemäßigte Säure, der Duft relativ andauernd, leicht bittere Note und sehr geschmeidig.

Thomas Urbanek: Ein sehr feiner cremiger Weißwein, der für 2019 auch eine schöne Frische hat, feine Mineralik, leicht moussierend, sehe ihn als Speisenbegleiter zu Fisch und auch zu Deftigerem, dann wird er zu einer sehr schönen Angelegenheit.

Manfred Stranz: Am Geschmack, am Abgang, irgendwas nicht ganz stimmig, ansonsten füllig, in der Nase sehr schön.

Anton Kohlbacher: Sehr schöne Reife, man merkt bei denen, die das schon Jahre machen, dass die Weine bei 12,5 % schon wirklich schön reif sind. Kann man noch gut lagern.

Helmut Gramer: Sehr ernsthafter Wein, der unter biologischen Voraussetzung produziert worden ist, die Frucht ist zurückhaltend, leicht tropisch, wie bei Chardonnay üblich, schöne, frische Säure.

Michi Lorenz

Berthold Kren: Sehr angenehm, überraschend im Geschmack, ein bisserl Thymian, kräutrig, eher auf der trockenen Seite, schmeckt mir gut!

Harald Hauke: Extrem kräftige Farbe, extrem kräftiger Geschmack, würde ich gut sehen, zu einer Pasta mit Spargel und einer Burrata drauf.

Emilian Abadjiev: Stärkere Säure, stärkere Bitternoten, ein interessanter Wein, aber sicher nicht für jedermann gemacht.

Thomas Urbanek: In der Nase sehr vielversprechend, auch vom Alkohol, angenehme 12 %, ganz ein klarer Trinkwein von meiner Seite, ist leiwand! Ein atypischer Sauvignon Blanc, da geht von mir der Daumen hoch!

Manfred Stranz: Kann ich nicht einem klassischen SB zuordnen, vielleicht auch weil es vier Jahrgänge sind, A-typisch, aber sehr geschmackvoll.

Anton Kohlbacher: Kräuter am Gaumen, mineralisch am Gaumen. Relativ offen, gelbe Früchte, schön süffig.

Helmut Gramer: Für mich typisch Sausal bezüglich der Schieferböden, hellere Rauchnoten, SB typisch ist er nicht, eng, straff, präzise, hat doch eine schöne Länge, Apfel am Gaumen, extrem straff, linear und zugleich harmonisch. Unglaublich präzise.

Schiefer

Berthold Kren: Angenehm in der Nase, fruchtig, Pfirsich, stark, aber trotzdem im Abgang sehr, sehr angenehm, dazu angenehme Säure. Im Großen und Ganzen eine runde Geschichte, auch geschmacklich! Jetzt nicht zwingend ein flotter Trinkwein, sondern das ist schon ein Wein, wo man beim zweiten oder dritten Glas mehr herausschmecken kann.

Harald Hauke: In der Nase zu Beginn bescheiden, am Gaumen dafür kräftig opulent, dazu sehne ich mich nach einer wirklich guten Pasta mit Wildschwein.

Gernot Tritthart: Ein hochinteressanter Wein, extrem kräftig, in der Nase merkt man ein Riesenpotenzial, auch das Holz, wenn man weiß, woher er kommt, Eisenberg, Burgenland, eigentlich berühmt für ihre Blaufränker, sehe ich in der Mineralik gewisse Parallelen, die sich auch in diesem Wein fortsetzen. Ich würde dem Wein noch ein paar Stunden Luft gönnen, dann ist er extrem gut zu deftigen Gerichten zu genießen.

Emilian Abadjiev: Ein Wein mit Charakter, ein echt starker Wein, Beigeschmack von Grappa, eine leichte Schärfe, würzig, trinke ich wahnsinnig gerne.

Thomas Urbanek: Kompletter, kräftiger Wein, der im Geschmack das hält, was er in der Nase verspricht. Im Abgang auch eine leichte Mousseux, schön traubrig, aber doch auch die erfrischende Säure vom Welschriesling im Aroma.

Manfred Stranz: Mir gefällt das gut, hätte nicht getippt, dass er biodynamisch ist. Eine Überraschung!

Anton Kohlbacher: Kräuter am Gaumen, mineralisch am Gaumen. Relativ offen, gelbe Früchte, schön süffig.

Helmut Gramer: In der Stilistik offen, oxidativer Ausbau, man merkt sofort beim reinriechen, das ist jetzt naturnah, ein bisserl eine kräuterige Nase, am Gaumen große Intensität, gelber überreifer Apfel, schöne Säure. Ein hochwertiger Wein.

Weninger

Berthold Kren: Sehr interessante Farbe, nicht so vielversprechend in der Nase, aber im Geschmack, stark Apfel, Zitrusnote, überraschend in der Säure, aber relativ angenehm, zum Essen in guter Gesellschaft.

Harald Hauke: Ein Wein mit Ecken und Kanten, passt gut in eine Verkostung, weil er die äußeren Bereiche angibt, er ist wahnsinnig kräftig, auch im Abgang, ich würde den zu einer kräftigen Speise, zum Beispiel einer Foie Gras, empfehlen.

Gernot Tritthart: Grundsätzlich schmeckt mir der Wein, der im Mund an den Bereich Friulano erinnert, Früchte, vielleicht frischer Apfel, mit Meeresfrüchten kombiniert, oder auch in der Gran Malabar in Triest mit einem sehr guten Prosciutto. Der Wein bleibt einem in Erinnerung und schmeckt ganz einfach.

Emilian Abadjiev: Sehr frisch, der Wein kann noch liegen, würde noch gewinnen.

Thomas Urbanek: An einem heißen Sommertag, erfrischend, Zitrusnote, Lagerfähigkeit, wo er in den nächsten Jahren noch an Kraft gewinnt!

Anton Kohlbacher: Charmante Nase, frische Aromen, kräutrig, kräftige Säure.

Helmut Gramer: Offene Stilistik, leicht überreifer Apfel in der Nase, am Gaumen aber viel straffer, mit viel mehr Zitrustönen, die auf den Kalkboden hinweisen. Deutlich schmeckbar, dass er ohne Schwefel gemacht worden ist, wurde bewusst schlank gehalten, sehr präzise und legt mit Luft deutlich zu.

Monschein „Bernstein“

Berthold Kren: Sehr interessante Farbe, leicht trüb ins Orange gehende, der Name Bernstein trifft’s ganz gut. An der Nase eine leicht fruchtige Note, frisch, hat einen Biss, eine reife Zitrusfrucht, schwer zu beschreiben.

Harald Hauke: Von der Farbe leicht Orange, trüb, dazu ein ganz intensiver Grauburgunder Geschmack. Bei so einem kräftigen Wein würde ich etwas ganz Einfaches dazu essen, vielleicht ein Butterbrot, das kann extrem gut funktionieren.

Gernot Tritthart: Für mich persönlich erinnert er an leichte Bitterorangenmarmelade, mag ich grundsätzlich, dadurch polarisiert dieser Wein sicher, braucht natürlich Luft, breite Gläser, als kräftiger Speisenbegleiter, ein großartiger Wein für gewisse Momente mit bestimmten Personen, dann bleibt er unvergesslich.

Emilian Abadjiev: Ich mag dieses Fruchtaroma, ausgereift, interessant, vollmundig. Ein wunderbarer Wein für Fleisch und Fisch, ideal für schwerere Gerichte.

Thomas Urbanek: Bernsteinfarben im Glas, sehr breit im Abgang und für mich ein schön marmeladiges Aroma. Mit einer Scheibe Roastbeef ergibt das eine perfekte Harmonie. Ein schmelziger Wein braucht ein breites Glas.

Manfred Stranz: In der Nase charmant, im Geschmack unheimlich ausgewogen.

Anton Kohlbacher: Noch sehr verhalten in der Nase, wird wahrscheinlich anders, wenn man ihn atmen lässt. Am Gaumen sehr harmonisch, typisch diese Bratapfelaromen, etwas Nussiges, ein Wein, der sehr viel Spaß macht, auch jetzt schon, obwohl er noch so jung ist.

Helmut Gramer: Rötlicher Schimmer, von der Farbe typisch Grauburgunder, in der Nase roter Apfel, leichte Kräuternote, Gerbstoff sehr gut eingebunden, ist recht füllig, sehr rund und ausgewogen.

Hirsch

Berthold Kren: Ausgezeichnet, sehr frische Farbe, etwas exotisch, spritzig, leicht am Gaumen, ein flauschiger Wein, da deckt man sich zu.

Harald Hauke: Ein extrem guter Grüner Veltliner, ein bisschen exotisch, auf extrem hohem Niveau, der ideale Begleiter, wenn ich mich mit Freunden treffe und die klassische Wiener Küche verkoste, dann trinkst du genau diesen Wein!

Gernot Tritthart: Der Hirsch ist eine Bank, ein absolut großartiger Wein. Er hat eine Nase und das was ich rieche, habe ich auch auf dem Gaumen, das ist ein Qualitätsmerkmal. Eine gewisse Cremigkeit, ein bisschen exotisch, etwas Mango, großartige Mineralik, exzellentest ausgebaut, mit dem Wein verbringt man einen Abend, großes Kino!

Thomas Urbanek: Ein Wein für jeden Anlass, als Aperitif, zum Essen, eine leichte Zitrusnote, wenig Traubenzucker, die Saftigkeit vom Kamptal total am Gaumen.

Manfred Stranz: So, wie ich mir Wein vorstelle, vollmundig, süffig, ausgesprochen guter Wein, riecht würzig nach Grünem Veltliner, und trotzdem geschmeidig am Gaumen, Steinobst, eigentlich perfekt.

Anton Kohlbacher: Ein feiner Veltliner, für das Kamptal typische Steinobstnoten, ein bisschen Mineralik, macht sehr viel Spaß, hat ein großes Entwicklungspotential und wird noch komplexer.

Helmut Gramer: Schöne Veltliner Aromatik, leicht in Richtung Apfel Birne, ist typisch für die Rebsorte, reife Zitronen, hat am Gaumen eine schöne Würze, hohes Niveau, ganz klar und präzise gemacht, sehr harmonisch, sehr schöner, klassischer, kühler Veltliner aus dem Kamptal. Hat Potential für später.

Ott

Berthold Kren: Sehr schöne Farbe, leicht grünlich, sehr angenehm an der Nase, klassisch, frisch, eine runde Sache, ein mustergültiger Wein, ein Allrounder mit einem sehr schönen anhaltenden Abgang. Schmeckt mir ausgezeichnet, ist ein Höhepunkt.

Harald Hauke: Ein typischer Ott, es stimmt alles, riecht gut, schmeckt gut, ein Wein den ich trinken würde, wenn ich mich am Abend mit meiner Frau nach einem arbeitsreichen Tag im Gastgarten treffe, dann bestellt man sich eine Flasche vom Ried Rosenberg Ott und genießt den Abend.

Gernot Tritthart: Ein Klassiker, sehr stimmig, etwas Pfefferl, Weingartenpfirsich, hat großes Potenzial, man kann ihn durchaus im Keller liegen lassen.

Emilian Abadjiev: Exzellent, ein sehr ausgeglichener, sehr angenehmer, sehr harmonischer Wein, den kann man zu jeder Zeit trinken kann, den schenke ich für sehr wichtige Gäste aus.

Thomas Urbanek: Durch und durch ein klassischer Veltliner, ich habe Frucht, ich hab eine Mineralik, ich glaube Löss und Kalk, schlussendlich schmeckt man den Weinort Wagram heraus. Auf jeden Fall mit einem großen Reifungspotential, der in den nächsten 5 Jahren gewinnt.

Anton Kohlbacher: Jung in der Nase, noch verhalten, typische Veltliner-Aromen, kräuterig, wird in den Jahren einen schönen Schmelz bekommen, sehr reif, aber nicht barock, aber eine schöne Süffigkeit, Grapefruit, Apfel.

Helmut Gramer: Hier steht für mich die Ried Rosenberg und der Winzer im Vordergrund, der Einfluss der Biodynamie ist wenn, dann nur positiv fassbar. Typische Apfel-Birnenfrucht mit einer schönen Würzigkeit, typisch für Veltliner, das Pfefferl finde ich hier jedoch nicht, am Gaumen die Klarheit, Saftigkeit und Präzession, die der Wein hat. Große Intensität und dazu noch eine gute Länge.

Tasting Graz:
Manfred Stranz (Vorstandsvorsitzender GRAWE wohnen)
Martin G. Wanko (Autor & 40plus Chefredakteur)
Helmut Gramer (Präsident des Steir. Sommeliervereins)
Anton Kohlbacher (Weinhändler)

Tasting Wien:
Emilian Abadjiev (Botschaftsrat Rep. Bulgarien)
Harald Hauke (Vorstandssprecher ARA)
Gernot Tritthart (Vertrieb/Marketing HOLCIM)
Sanda Schaefer (Marketing/Komm. Herz Energietechnik)
Berthold Kren (CEO HOLCIM Austria)
Martin G. Wanko (40plus Chefredakteur)
Thomas Urbanek (Urbanek am Naschmarkt)

Moderation & Weinauswahl: Martin G. Wanko

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