Anton Kohlbacher: „Die Wein-Trends sind langlebig.“

Kohlbacher Weintrends
40plus bat ihn zum Gespräch über Weintrends. Er schätzt die Tradition, ist aber dem Neuen immer aufgeschlossen.

Seit 25 Jahren betreibt Anton Kohlbacher seine kleine, aber feine Weinboutique im Herz-Jesu-Viertel in Graz. Er weiß über Weintrends bestens Bescheid, schätzt die Tradition und ist dem Neuen immer aufgeschlossen. 40plus bat ihn zum Gespräch.

Kohlbacher Weintrends
Fotos: © Martin G. Wanko

Herr Kohlbacher, es ist zwar schon Anfang Juni, wenn wir erscheinen, aber der Weintrend ist ein permanentes Thema ohne Ablaufdatum, oder?

Genau! Entwicklungen gehen nicht auf ein Jahr hin, sondern in Zyklen, in 6-7-jährigen Intervallen. Da geht der Trend sicher zu einem geringeren Alkoholgehalt, zu leichteren Weiß- und Rotweinen. Hier ist es die große Kunst dennoch einen gehaltvollen Wein zu machen.

Wie wird in den nächsten 15 Jahren das Klima den Weingarten beeinflussen?

Wenn es in der Geschwindigkeit so weitergeht wie jetzt, müssen wir uns auf etwas gefasst machen. Im Frühjahr geht es sehr schnell los und dann haben wir große Frostgefahr, da die Reben schon weit entwickelt sind. Das Wasser als wertvolles Gut wird immer mehr zum Thema: Es muss über das ganze Jahr reichen, insbesondere in der Vegetationsperiode.

Wird sich beispielsweise in der Steiermark etwas bei der Stilistik ändern?

Bei einem deutlichen Wärmeanstieg werden wir zum Punkt kommen, wo es in der Steiermark schwer werden kann, die Stilistik mit trockenen, spritzigen, säurebetonten Weißweinen aufrechtzuerhalten.

Die Sorte zu ändern wäre eine Möglichkeit?

Hier muss man aufpassen, denn beim Weinbau denken wir in Zyklen von 30-50 Jahren. Weinstöcke, die wirklich Terroir widerspiegeln, sind in der Regel 30 Jahre alt. Die Bodentypizität hat man sicher erst von alten Reben, die tief verwurzelt sind und bezüglich der Vegetation anders funktionieren als junge Reben. Die rasante Entwicklung, die wir jetzt haben, lässt uns nicht mehr im 50 Jahre Rhythmus denken. Jetzt einfach eine andere Rebsorte nehmen, wird nicht reichen.

Welche Chancen räumen Sie in Zukunft den PIWI-Sorten ein?

PIWI sehe ich als vernünftige Entwicklung, ist einer der Veränderungsansätze. Auch hier dürfen wir nicht außer Acht lassen, wie lange die Entwicklung der heutigen Edelreben andauert. PIWIs haben eine 20-jährige Geschichte. Da muss man noch abwarten, ist aber sicherlich ein interessanter Ansatz. Es wird sich ein Pool an Interessierten herauskristallisieren, flächendeckend jedoch nicht.

Welche Zukunft räumen Sie Demeter-Weinen oder Respekt-BIODYN ein?

Ich gehe davon aus, dass sie weiter zunehmen werden. Ist sicher eine der Entwicklungen in den letzten 15 Jahren und für Winzer, die mit Bio umgehen können, ist der Schritt in Richtung Demeter ein relativ kleiner. Auch das wird kein flächendeckendes Phänomen sein, aber als eine sehr stattliche Nische wird sich das absolut etablieren.

Thema Rosé: Fluch oder Segen, oder „weder noch“?

Absoluter Segen! Für mich im Handel ein sehr spürbarer Trend. Eine der großen Trends der letzten Jahre, nach dem Vorbild Provence in Südfrankreich. Es gibt auch bei uns Winzer, die sich sehr professionell mit Rosé beschäftigen. Die Weine für diese Produktionen werden mehr oder minder schon im Weingarten hergerichtet, dementsprechend hat sich hier in der Stilistik viel zum Positiven hingewandt.

Interview: Martin G. Wanko

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