Keiner hilft keinem

Reinhard Diethardt – Angefangen hat alles 1978, als er als Steiermark-Direktor der Österreichischen Kontrollbank 100.000 Schilling zum Ausstatten seines Büros zur Verfügung gestellt bekam.

„Da hast du 50.000 Schilling für Kunst aus der Steiermark und 50.000 für Kunst aus Wien. Damit bin ich in die Galerien gegangen und das hat mich fasziniert.” So entwickelte er bereits mit 29 Jahren eine Sammelleidenschaft. Das erste Mal so richtig peng machte es als er nach München einen Kippenberger um eine Million Dollar verkaufte, welcher 10 Jahre später in NYC um 18,5 Millionen versteigert wurde. Hinter dem Kauf stand der renommierte Londoner Kunstsammler und Mäzen Charles Saatchi, mit dem Diethardt noch heute freundschaftlich verbunden ist. Dazu spezialisierte sich der Sammler und Geschäftsmann auf die Österreichischen Aktionisten. Betritt man im Zebrahaus in der Grazer Wielandgasse 18 die diethARdT collection – im Gebäude war zuvor die ehemalige Grazer Volksküche untergebracht, die 1890 unter Kaiser Franz Joseph seiner Bestimmung übergeben wurde – geht man mit der wesentlichen Kunst Österreichs aus dem 20. JH u.a. Brus, Nitsch, West, Wurm auf Tuchfühlung. Dazu gesellen sich noch unter anderem Exponate von Beuys, Martin Kippenberger und Jörg Schlick.

Wurms Fat Car als Haltestelle in Kapfenberg
Dazu muss man wissen, Reinhard Diethardt ist Unternehmer. Er baute von 1982-1991 die Bank für Kärnten und Steiermark auf und investierte Unsummen von Geld in moderne Kunst, er leitete drei Jahre die größte Fleischfabrik Ungarns, 20.000 Schweine wurden hier wöchentlich verarbeitet, 55.000 m2 gewerbliche Immobilien verwaltet. Auf diesem Weg ist er zu einem gewerblichen Grundstück in Kapfenberg gekommen, dem heutigen Einkaufszentrum St. Lorenzen. „Als erstes habe ich den Media Markt hingebracht, dann das Modehaus Kastner & Öhler, Sorger, Hooters und viele andere.” Ein Erfolg für die Region, muss man sagen, denn das Einzugsgebiet reicht von Bruck bis zum Semmering und von Aflenz bis zu Birkfeld.

Dazu sammelt der Unternehmer bis heute nach wie vor Kunst. „Rund 3.000 Exponate sind mein Eigentum und Einiges davon hängt in den großen Museen dieser Welt”, freut er sich, weil sein Geschmack bestätigt wurde. Dazu kommen rund 1.000 Vintage Prints über Aktionen im Wiener Aktionismus. Und hier verdichtet sich nun Reinhard Dietharts Leben: Er macht in einer Halle mit 570 m2 eine Hochsteiermark-Expositur der
diethARdT collection.

Ich wollte hier etwas zurückgeben und den Startschuss machte Erwin Wurm, der mir vor meiner Ausstellungshalle die Bushaltestelle Apfelmoar gestaltete, im Stile seiner Fat Car Modelle. Zurzeit stellt Wurm zusammen mit Hans Weigand auch in der Halle aus.

Die nächste Ausstellung wird eine Personale von internationalem Format. Sie ist dem Grazer Unikat Jörg Schlick gewidmet, der u.a. neben Wolfgang Bauer, Martin Kippenberger, Matjaž Grilj, Mitgründer der Lord Jim Loge war, die unter dem Motto „Keiner hilft keinem” stand. Dementsprechend betitelt sich auch die kommende Ausstellung. „80 Prozent von Schlick seinen Werken sind in meinem Besitz. Das sind über 1.000 Exponate.” Jetzt gilt es 16 Jahre nach dem Tod den ruhelosen Künstler neu zu entdecken, Diethardt sei Dank!

Interview: Martin G. Wanko
Fotocredit: Diethardt

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